Arbeiten in Island

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Arbeiten in Island, für manche ist das ein Thema weil sie permanent in den Norden auswandern möchten und für andere weil sie statt Urlaub den Alltag in diesem Land kennen lernen möchten. Für mich war es Letzteres, als ich im Jahr 2015 für drei Monate nach Reykjavik ging.

In diesem Beitrag möchte ich dir hilfreiche Infos an die Hand geben, welche Optionen es gibt in Island zu arbeiten, welche Vorraussetzungen du dafür erfüllen musst und was es sonst noch zu beachten gibt.

Los geht’s…

 

Nach Island ziehen um dort zu leben und arbeiten

Du hast bereits den Entschluss gefasst, nach Island auszuwandern und möchtest nun wissen, wie du diese permanente Veränderung auf den Weg bringen kannst.

Für alle Europäer (Mitglieder des europäischen Wirtschaftsraums) gilt das Recht auf freie Wahl des Aufenthalts- und Arbeitsortes. Du kannst also jederzeit deine Sachen packen und nach Island kommen. Du benötigst kein Visum, keine Arbeitserlaubnis, keine Aufenthaltsgenehmigung.

Lediglich registrieren musst du dich nach drei Monaten, eine Sozialversicherungsnummer beantragen und ggf. nachweisen können, dass du dem Staat nicht auf der Tasche liegen wirst. Dafür möchte man in Island von dir wissen dass du gute 160.000 Kronen im Monat (ca. 1500€) zur Verfügung hast bzw. 245.000 (ca. 2200€) als Paar. (Quelle)

Was dich erwartet is vor allem ein teures Land und darauf solltest du vorbereitet sein: Ohne einen Job nach Island zu gehen ist riskant und du solltest mit einem guten finanziellen Polster ausgestattet sein. 2-3 Monate Jobsuche können schnell Ersparnisse auffressen, die dich in Deutschland über ein halbes Jahr gebracht hätten. Es lohnt sich also vorher zu suchen und im Idealfall erst dann nach Island zu gehen wenn es konkrete Kontakte gibt.

 

Krankenversicherung in Island

Für in Deutschland gesetzlich Versicherte gilt die europäische Krankenversicherung. Du musst auch keine besondere Karte (EHIC) beantragen, deine normale Gesundheitskarte beinhaltet alle Infos bereits.

Bist du privat versichert, musst du eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Die kannst du meist bei der gleichen Gesellschaft günstig abschließen und es bietet sich generell an eine zu haben. Willst du für eine längere Zeit nach Island auswandern, weißt aber noch nicht ob es wirklich für immer sein soll, dann bietet sich eine Anwartschaft an. Deine primäre Krankenversicherung wäre ab dem 6. Monat sowieso die Isländische, dann brauchst du theoretisch weder eine deutsche PKV noch die Reise-KV. Die Anwartschaft stellt sicher, dass wenn du einmal zurückkehrst, die Bedingungen für dich erhalten bleiben. Sie kostet meist nur wenig und kann dir eine Menge Geld einpsaren.

Wenn du länger als 6 Monate in Island lebst, wirst du automatisch Teil der dortigen staatlichen Krankenversicherung (Quelle). Diese ist gut vergleichbar mit der Deutschen gesetzlichen Krankenversicherung.

 

Für eine begrenzte Zeit in Island leben und arbeiten

EU-Bürger die für eine auf maximal drei Monate begrenzte Zeitspanne in Island Leben und arbeiten möchten, können dies ohne jegliche Einschränkung tun. Nur wer darüber hinaus in Island arbeiten möchte, muss sich entsprechend registrieren. (Quelle)

Du musst also auch nicht arbeiten in Island, um dort eine längere Zeit zu verbringen. Bis zu drei Monate kannst du auch einfach Urlaub machen und dir die Insel anschauen. Für viele ist das vermutlich aus verschiedenen Gründen keine Option: Vielleicht hat man einfach nicht so viel Freizeit oder Urlaub oder es fehlt einfach das Geld um so lange vom Ersparten zu leben. Ein weiterer Punkt ist, dass man ein Land nochmal ganz anders kennen lernt wenn man dort arbeitet und so einen Alltag zu sehen bekommt der einem Urlauber immer verborgen bleiben wird.

Für mich sind drei Monate eine wirklich gute Zeit um ein Land besser kennen zu lernen. Man sollte sich nicht einbilden es danach wirklich zu kennen oder zu verstehen, denn dafür braucht man in der Regel Monate oder sogar Jahre. Aber wer über Wochen hinweg in den Alltag eintaucht, bekommt schon einen wirklich guten Überblick, knüpft Kontakte und entkommt der Urlauber-Rolle.

 

Work and travel in Island: Geht das?

Work and Travel definiere ich hier mal wie folgt: Man reist nach Island und bereist das Land, während man regelmäßig an den jeweiligen Aufenthaltsorten arbeitet. Du willst also nicht nur an einem Ort sein, aber auch nicht nur reisen.

Du musst also eine Tätigkeit finden, welche du an verschiedenen Orten im Land ausführen kannst und welche du idealerweise schon beherrschst bzw. nicht jedes Mal erneut erlernen musst. Alternativ kannst du natürlich auch immer einen anderen Job machen, dann wird es aber schwieriger dynamisch zu reisen weil es eben eine Einarbeitungsphase gibt.

Ein gutes Beispiel für eine solche Tätigkeit kann das Arbeiten in Hotels / Hostels in Island sein. Die Arbeit ist im Grunde meist dieselbe, mit kleinen Abweichungen pro Betrieb. Du hast also keine steile Lernkurve und kannst bspw. zwei bis drei Betriebe anschreiben und dich für ein paar Wochen als Aushilfe anbieten.

Die meisten Arbeitgeber werden Kandidaten bevorzugen die möglichst lange bleiben, das ist auch verständlich. Es hilft also wenn du besondere Kenntnisse hast die dich von der Masse abheben: IT Kenntnisse helfen immer genau wie analytische / mathematische Fähigkeiten, Buchhaltung und technische Fertigkeiten. Es geht allerdings auch ohne, nicht entmutigen lassen!

 

Als Tauchlehrer in Island arbeiten

Hierzu kann ich dir wohl am meisten sagen, denn sowas in der Art habe ich gemacht. Im Frühjahr 2015 habe ich drei Monate als Tauch-Guide in Island verbracht. Das ist im Grunde eine Ausbildung bei der man Arbeitskraft gegen ein Dach über dem Kopf eintauscht. Die Kursgebühren und Lebenshaltung muss man selber tragen, aber die Miete entfällt eben und das ist auch der größte Posten auf der Rechnung bei einem mehrmonatigen Aufenthalt.

Tauchen in Silfra

Tauchen in Silfra

Bei mir war es so, dass ich in drei Monaten 500 Stunden Arbeit ableisten musste, also etwas mehr als 8 pro Arbeitstag. Ich hatte umgerechnet wohl einen Stundenlohn weit unter dem Mindestlohn. Ein schlechter deal also? Für mich war es damals OK, aber die Bedingungen haben sie mittlerweile meines Wissens angepasst 😉 Ich würde es ehrlich gesagt zu den Konditionen wohl nicht noch einmal machen, bereue es aber auch nicht. Man muss bedenken, das Unterkünfte in Island extrem teuer sind und so ist der Deal wirklich alles andere als unfair und im internationalen Vergleich sogar richtig gut!

In dieser Zeit habe ich meinen Divemaster gemacht, eine Tauchzertifizierung mit der man Gruppen von Tauchern anleiten und bei der Ausbildung von Tauchern assistieren kann. Theoretisch kannst du mit dieser Zertifizierung dann auch schon als Guide arbeiten und richtiges Geld verdienen. Die meisten Tauchschulen bevorzugen jedoch fertig ausgebildete Tauchlehrer. Diese werden in Island überdurchschnittlich gut bezahlt. Von diesem Beruf kann man in vielen Ländern grade so Leben, in Island kann man davon auch schon ein bisschen was zurücklegen, auch mal verreisen etc.

Du bist als Tauchlehrer in Island meist an einem Ort: Silfra. Das ist der Haupt-Tauchspot der Insel und weltberühmt. 9 von 10 Tauchgängen wirst du, mindestens, hier absolvieren und relativ oft wirst du auch Schnorcheln statt zu tauchen. Zwar gibt es auch noch andere Divespots in Island, aber diese werden eben weniger oft gebucht.

Für Work & Travel eignet sich dieser Job zwar nicht perfekt, aber mit etwas Glück kannst du auch größere Touren zu den Tauchplätzen im Norden begleiten, hier befindet sich mit Strytan einer der Besten. In einer Tiefe von ca. 25m am kleinen bzw. gut 70m steigt hier kochend heißes Wasser aus geothermischen Schloten auf. Einzigartig, da diese normalerweise in einer Tiefe von mehreren Tausend Metern liegen und dadurch für Sporttaucher unerreichbar.

 

Auf einer Pferdefarm in Island arbeiten

Eine weitere sehr beliebte Art für längere Zeit in Island zu leben und zu arbeiten ist sind die vielen Pferdefarmen die sich auf der ganzen Insel verteilen.

Die Vorraussetzungen sind von Farm zu Farm unterschiedlich. Viele Farmen nehmen nur Praktikanten auf die zwischen 18 und 30 Jahren alt sind und wollen auch Vorkenntnisse in der Arbeit mit Tieren sehen. Andere nehmen Kandidaten jeden Alters und gerne auch Neulinge auf. Vorraussetzung ist immer, dass du Spaß an der Arbeit mit Tieren hast und tüchtig anpacken kannst.

So schön ist Island

So schön ist Island

Wichtig ist zu erwähnen, dass die Arbeit auf einer Farm wirklich hart sein kann. Vor allem wenn man nicht im Sommer vor Ort ist, kann das Wetter einenn normalen Arbeitstag schnell zur Tortur machen. Die Tage können lang und die Arbeit auch mal nervig sein. Hier musst du Durchhaltevermögen beweisen. Irgendwann wird es besser, man gewöhnt sich an die Rahmenbedingungen und geht auch entspannter an die neue Situation heran.

Die Bezahlung sieht sehr unterschiedlich aus: Manche Farmen zahlen ein normales Gehalt, manche gar keins. Manchmal gibt es die Möglichkeit bei den Gastgebern zu wohnen, manchmal gibt es Unterkünfte die sich die Mitarbeiter teilen können. Die Arbeitszeit beträgt im Normfalfall 40 Stunden pro Woche und man hat 2 Tage frei. Viele versuchen wenig frei zu nehmen um dadurch am Ende des Aufenthalts viel Freizeit zu haben. Dabei sollte man vorsichtig sein und daran denken, ab und zu auch mal eine Pause einzulegen.

Auf der Polarfuchsstation in Island arbeiten

Eine etwas besondere Form der Arbeit als Local ist wohl das Aushelfen auf einer Polarfuchsstation. Das Arctic Fox Center ist ein Forschungszentrum mit angeschlossenem Café und einer Ausstellung in der Gemeinde Súðavík in den Westfjorden und sucht regelmäßig Leute die dabei helfen die Füchse aufzuziehen und sich um die Touristen zu kümmern die zu Besuch kommen.

Freiwillige Helfer bekommen kein Gehalt und müssen umgerechnet etwa 130€ pro Woche für die Nutzung der Unterbringung, WiFi und Verpflegung zahlen. Wenn man sich die Preise für Unterkünfte und Lebenshaltungskosten in Island anschaut ist das ein ziemlich gutes Angebot, vor allem wenn man bedenkt dass man den Dienstwagen nach Dienstschluss für Ausfahrten nutzen darf!

Polarfuchs in Island

Polarfuchs in Island

Das Zentrum liegt nahe Ísafjörður, also tief in den Westfjorden und damit in einer der wohl schönsten Gegenden von ganz Island. Praktika dauern 3-4 Wochen, man muss volljährig sein und mindestens Englisch und entweder Deutsch oder Isländisch sprechen.

 

 

Erfahrungsberichte zum Auswandern nach Island

Beim ZDF gibt es einen Erfahrungsbericht in Videoform.

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