Hinweis: Dieser Artikel enthält Links zu AirBNB. Wenn du dich über einen davon dort anmeldest bekommst du Guthaben für deine erste Übernachtung geschenkt und ich ebenfalls.
AirBNB ist in den letzten Jahren für mich zum ersten Anlaufpunkt für Unterkünfte geworden. Was früher Couchsurfing war, ist heute der Anbieter mit dem lustigen Logo geworden. Auch wenn ich noch häufig Dienste wie Booking nutze oder spontan Hotels ansteuere, kann ich wohl guten Gewissens behaupten weit mehr als die Hälfte meiner Übernachtungsausgaben an Gastgeber bei AirBNB zu bezahlen.
Der Dienst entstand im Jahr 2008 als die Gründer während einer Messe in ihrer Heimatstadt auf die Idee kamen, Luftmatratzen in ihrem Wohnzimmer an Geschäftsleute zu vermieten, die kein Hotel mehr bekommen hatten. Das funktionierte so gut und zeigte eine so große Nachfrage, dass sie sich entschieden das Geschäft professionell aufzuziehen. Heute ist AirBNB höher bewertet als so manche große Hotelkette und wird als eines der heißesten Startups überhaupt gehandelt.
Auch in Island hat AirBNB seinen Siegeszug fortgesetzt und so findest du heute gut 1500 Inserate auf ihren Seiten. Vom kleinen Zimmer in Akureyri bis zum Luxus-Designer Loft im Hafen von Reykjavík, von 20€ pro Nacht bis 1400€ ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Du findest hier Studenten die ihr Zimmer während eines Auslandssemester vermieten genauso wie junge Familien die das (noch) leerstehende Kinderzimmer nutzen um ihre Haushaltskasse aufzubessern und auch professionelle Vermieter die mehrere Unterkünfte anbieten und von diesen Einnahmen heute leben.
Update 2017
Zum Jahresanfang hat das Isländische Parlament einen neuen Gesetzesentwurf durchgewunken, welcher die private Vermietung von Immobilien regelt. Kurz zusammengefasst erlaubt es das Gesetz einem Isländer seine Wohnung für bis zu 90 Tage im Jahr zu vermieten und dabei nicht mehr als 1 Million Kronen (8400€) zu verdienen.
Für dich als Besucher hat das erstmal keine direkten Konsequenzen. Generell wird es vmtl. weniger Angebot geben, aber das war’s dann auch schon. Für mich wird AirBNB weiterhin die bevorzugte Art zur Unterbringung sein.
Warum du AirBNB in Island ausprobieren solltest
Meine Hauptmotivation statt einem Hotel, Hostel oder Gasthaus lieber ein privates Zimmer oder Apartment anzumieten ist ganz klar: Du lernst Locals kennen!
Wer Küche und Wohnzimmer mit jemand teilt, der in der Stadt aufgewachsen ist wird unweigerlich auch mal in’s Gespräch kommen und dabei labgfristig nicht nur über Sightseeing und die besten Latte Machiatos sprechen. Du erfährst oft etwas über den Alltag in einer Stadt / einem Land, selbst wenn due nur still beobachtest. Du wirst, wenn auch nur für eine kurze Zeit und relativ oberflächlich, zum Teil der Wohngemeinschaft und dadurch auch zum Gesprächspartner. Das muss nicht so sein, manchmal sind die Gastgeber auch sehr auf ihre Privatsphäre fokussiert und manchmal sind sie einfach zu schüchtern. Das musst du einfach ausprobieren bzw. ansprechen.
Ein weiterer Punkt für mich ist, dass ich auf Langzeitreisen eigentlich gerne mehr als ein Zimmer für mich habe. Wenn ich 3 Monate an einem Ort bin, habe ich gerne denselben Kofmort einer Wohnung wie ich ihn zu Hause habe. Das heißt für mich, nach dem Duschen auch mal nackt zum Kühlschrank zu gehen bevor ich mich anziehe. There, I said it! 😉 Aber ganz im Ernst, wer kennt das nicht: Raum und Privatsphäre wird einem vor allem in zunehmendem Alter immer wichtiger und weder eine WG noch ein Hostel oder ein Hotel können das so bieten wie es eine eigene Wohnung tut.
Das Bewertungssystem bzw. die Community von AirBNB ist ein weiterer großer Pluspunkt für mich: Die Profile sind leicht überprüfbar, als Gastgeber muss man seinen Personalausweis vorzeigen und kann einen Fotografen bestellen der verifizierte Bilder von der Wohnung macht. Darüber hinaus sind die meisten Inserate mittlerweile längere Zeit vorhanden und haben entsprechend viele Bewertungen von Gästen anhand derer man die Qualität nachvollziehen kann. Der Dienst ist zwar nur als Mittler zu verstehen, stellt also im Grunde nur die Verbindung zwischen dir und dem Gastgeber her, kümmert sich aber aus hohem Eigeninteresse darum die Erfahrungen positiv zu gestalten und bei negativen Erfahrungen ausreichend zu kompensieren. So bietet AirBNB eine großzügige Versicherung für den Vermieter an, sollte dieser Opfer von Vandalismus o.ä. werden. Aber viel wichtiger als diese formalen Kriterien sind meine persönlichen Erfahrungen mit AirBNB und seiner Community, die bisher ausschließlich positiv waren!
Was du von AirBNB nicht erwarten solltest
Auch wenn es oft vorkommt, dass deine Gastgeber aufgeschlossen sind und dich gerne in ihrem Alltag einbeziehen, ist das nicht zwingend notwendig. Es gibt Gastgeber die einfach nur ein leer stehendes Zimmer monetarisieren wollen und trotzdem ihre Privatsphäre einhalten möchten. Außerdem muss man sich, gerade in einer tourismusreichen Region wie Island, bewusst sein das man nicht der erste oder einzige Gast hier ist. Soll ein Host nun den Stadtführer und Unterhalter für jeden Besucher sein, wird das schnell anstrengend. Oft kann man schon im Profil herauslesen, welche Art von Interaktion einen erwartet. Ich frage außerdem meist einfach nett, ob man etwas zusammen unternehmen soll. Aber ohne jegliche Erwartungshaltung.
AirBNB ist zwar ein Unternehmen, in dem es vor allem bei der Plattform und den Gastgebern um’s Geld verdienen geht, doch hat sich hier auch schnell der Communitygedanke von Diensten wie Couchsurfing und Hospitalityclub etabliert: Man lässt fremde Menschen in die eigenen vier Wände und das muss mit einem gewissen gegenseitigen Respekt einher gehen. Bei AirBNB fühle ich mich eher wie ein Gast bei neuen Freunden, als ein Besucher in einem Hotel oder Hostel. Zu vielen meiner AirBNB Hosts halte ich heute noch über Facebook Kontakt und wir tauschen uns über unsere Reiseerfahrungen aus. Der gmeinsame Nenner ist die Wanderlust.
Und wer zu Gast bei Freunden ist, benimmt sich nicht wie in einem Hotel: Man wirft die dreckigen Handtücher nicht auf den Boden und erwartet ein frisch gemachtes Bett am Abend. Wenn dir solche Dinge wichtig sind ist AirBNB wahrscheinlich nicht das Richtige für dich und ein Hotel oder Hostel wird dir besser gefallen.
Je nachdem wie du ihn definierst, wird auch Luxus einer der Dinge sein, die AirBNB wohl nicht leisten wird. Für mich ist Luxus das Gefühl unter gleichgesinnten zu sein und ein gewissen zugehörigkeitsgefühl. Außerdem genieße ich die unkomplizierte Art und den natürlichen Umgang. In Hotels fühle ich mich meist seltsam, ich mag es nicht wenn Andere Leute mein Zimmer aufräumen und meine Handtücher austauschen während ich am Strand liege. Ich mag es nicht, wenn mir vorgespielt wird ein besonderer Gast zu sein während ich für das Zimmermädchen und die Empfangsdame doch nur ein weiterer Tourist bin der Dreck und Arbeit macht. Für viele ist Luxus im Urlaub aber eine mini Bar, eine Rezeption die Touren für einen bucht und Abendessen auf’s Zimmer bringt. Das wirst du bei AirBNB definitiv nicht finden und das wäre auch nicht Sinn der Sache.
Wie finde ich eine perfekte Unterkunft bei AirBNB in Island?
Definiere deine Ansprüche und suche ein entsprechendes Angebot heraus. Du kannst auf dem Portal mit einer groben Suche wie ‚Rekjavik‘ beginnen und deine Reisedaten festlegen. Danach kannst du Details festlegen, etwa eine Preisspanne pro Nacht und die Art der Unterkunft: Zimmer, Apartment, Haus. Bei ‚weitere Filter‘ kannst du z.B. die Ausstattung auswählen, also ob WiFi oder ein Fernseher vorhanden ist. Du kannst die Nachbarschaft festlegen und auswählen ob du nur von sehr guten Gastgebern (Superhosts) buchen möchtest.
Auf der rechten Seite hast du eine Karte, welche du verschieben und zoomen kannst. So kannst du z.B. eine Attraktion die dir bekannt ist ansteuern und dir Unterkünfte in der direkten Umgebung heraussuchen.
Ich möchte euch hier einfach einmal die Unterkünfte auflisten, welche ich bereits genutzt habe, und euch daran beispielhaft erklären warum ich genau diese Unterkunft gebucht habe:
Bei Johann habe ich übernachtet, weil ich eine Unterkunft in Zentrumsnähe haben wollte. Ich war im Winter 2013/2014 mit Mietwagen dort und wollte gerne sowohl nah am Stadtkern als auch etwas abgelegen von der Partymeile sein. Die Wohnung besteht aus zwei Zimmern, einer Küche und einem Bad und wird dauerhaft vermietet. Ich habe Johann gar nicht persönlich kennen gelernt, der Schlüssel lag in einer Box neben der Klingel. Im Nebenzimmer waren zwei Mädels aus Asien die eine Woche in Island zu Besuch waren, auch mit ihnen hatte ich wenig Kontakt.
Im September 2014 war ich eine Woche bei einer netten Frau, etwas außerhalb der Stadt. Sie lebte dort mit ihrem Sohn und vermietete 3 kleine Zimmer im Dachgeschoss. Das alleinige Ziel dieser Buchung war es meine Kosten zu minimieren und dafür musste ich hier sogar auf eine Dusche verzichten. Für diesen Trip war das OK, für einen normalen Urlaub vielleicht etwas zu minimalistisch. Sie ist vor wenigen Wochen nach Norwegen gezogen und vermietet die Unterkunft leider nicht mehr.
Wie kann ich mich bei AirBNB anmelden und was ist dabei zu beachten?
Aber es reicht nicht, sich einfach anzumelden. Um von Gastgebern akzeptiert zu werden ist es wichtig das Profil möglichst vollständig auszufüllen. Lade ein Profilbild von dir hoch und schreibe ein paar persönliche Zeilen über dich. Hobbies, Interessen und so etwas. Bedenke: Wer Fremde in seine privaten vier Wände lässt, möchte gerne etwas über sie erfahren.
Sehr hilfreich ist außerdem, wenn du alle Möglichkeiten zur Verifikation nutzt: Du kannst deine Handynummer angeben, deine Identität via Personalausweis bestätigen, ein Facebook-Profil verbinden und vieles mehr. Meine Erfahrung hat gezeigt, je mehr grüne Häkchen dort erscheinen desto mehr Vertrauen wird beim Erstkontakt aufgebaut.
Wenn du buchst kann es sinnvoll sein zu prüfen ob eine Wochen- oder Monatspauschale nicht günstiger ist also deine geplante Mietdauer. Oft ist es günstiger 7 Tage zu buchen statt 6, da hier im Buchungssystem die Pauschale aktiviert wird. Das musst du einfach ausprobieren.
Was, wenn bei meiner AirBNB Buchung etwas schief läuft?
Da gibt es einige Szenarien, von denen ich gleich ein paar im Detail angehen möchte. Generell gilt aber: Ruhe bewahren und kommunizieren. Du kannst davon ausgehen, dass alle Beteiligten an einer schnellen und unkomplizierten Lösung interessiert sind. Also im Idealfall erstmal den Gastgeber kontaktieren. Sollte das aus irgendeinem Grunde nicht funktionieren, kannst du AirBNB einschalten und das Problem klären lassen.
Fehlbuchung
Hast du zum Beispiel aus Versehen ein falsches Datum gebucht, kannst du die Buchung zusammen mit dem Gastgeber kostenlos verändern. Solltest du eine Buchung kündigen müssen, gibt es 3 Settings auf Seiten des Gastgebers: Flexibel, Moderat und Streng wobei eine volle Erstattung bis 1 bzw. 5 Tage vor der Buchung oder 50% Erstattung bis 1 Woche vorher gewährt werden. Die AirBNB Gebühren musst du in jedem Fall zahlen. Inwiefern Reiserücktrittsversicherungen hier greifen kann ich dir leider nicht sagen.
Etwas geht kaputt
Wenn dir in deiner Unterkunft etwas kaputt geht, informiere deinen Gastgeber schnell und umgehend darüber. Am besten du machst ein Fotos und sendest es per E-Mail. Im Normalfall wird deine Haftpflichtversicherung greifen, es macht also keinen Sinn den Schaden nicht zu regulieren.
Als Gastgeber hat man die Möglichkeit eine Kaution einzutragen, welche dann im Zweifel geltend gemacht werden kann. Dazu hat der Gastgeber bis zu 24h nach deiner Abreise Zeit.
Fazit
Ich liebe AirBNB und das schreibe ich nicht, weil ich dafür bezahlt würde oder so etwas. Es trifft einfach genau meine Art zu Reisen und ich habe so viele tolle Menschen über diese Plattform kennen gelernt die ich sonst nie getroffen hätte. Bisher hatte ich noch keine negativen Erfahrungen beim Mieten von Unterkünften über AirBNB und ich bin sehr zuversichtlich, dass es auch so bleibt.
Ich weiß von vielen Anderen Reisenden, dass es ihnen ähnlich geht und darunter sind Langzeitreisende genauso wie Touristen, allein reisende Frauen genau so wie kleine Familien und Pärchen die diese Form der Übernachtung für sich entdeckt haben.
Wenn du es auch einmal ausprobieren möchtest würde ich mich sehr über Feedback zu deinen Erfahrungen freuen!
Gute Reise!
Update
Einige Leser haben mich darauf hingewiesen, dass in letzter Zeit (Juli 2016) vermehrt AirBNB Unterkünfte überprüft und wegen nicht vorhandener Genehmigungen geschlossen wurden. Das solltet ihr also ggf. bei euren Gastgebern ansprechen und berücksichtigen. Hier gibt es einen englischsprachigen Artikel zum Thema. Man muss das Haus offenbar nicht sofort verlassen denn der Gastgeber hat eine gewisse Frist die Erlaubnis einzuholen. Ab 2017 dürfen Isländer ihre Unterkünfte nur noch 90 Tage am Stück vermieten.