Ich nutze AirBNB oft und gerne. Ich bin ein großer Fan des Konzept der Sharing Community und aus diesem Gedanken heraus ist AirBNB ja auch entstanden. Viele Reisen habe ich nur machen können, weil ich meine eigene Wohnung dort untervermieten konnte, während ich unterwegs war und durch AirBNB habe ich viele Leute kennen gelernt mit denen ich heute noch in Kontakt stehe. Deshalb nutze ich es auch heute noch: Ich vermiete eine Ferienwohnung in meiner Heimat im Westerwald und wenn ihr da mal hin möchtet gibt es für Leser natürlich immer einen Rabatt. Ich empfehle den Dienst auch nach wie vor gerne und regelmäßig.
Doch auf meiner letzten Reise habe ich den Dienst nur für einen Bruchteil meiner Übernachtungen genutzt und viel weniger, als möglich gewesen wäre.
Hier ein paar Zeilen zum Warum. Los geht’s…
AirBNB – Wie alles anfing
AirBNB wurde von zwei jungen Männern in den USA gestartet, die ein leer stehendes Zimmer während einer Konferenz mit Luftmatratzen ausstatteten um Gäste aufnehmen zu können. Sie hätten sonst die hohe Miete nicht zahlen können und ihre Gäste waren sehr froh darüber, überhaupt ein Bett zu haben denn sämtliche Hotels waren entweder voll oder hatten ihre Preise so vervielfacht, dass sie es sich nicht leisten konnten.
Ich sehe in den Szenario nur Gewinner, außer den Hotels und die sind es selbst schuld denn sie nutzten den Markt für sich und wurden dann auf selbigem von einem besseren Anbieter geschlagen.
Als ich mich zum ersten mal bei AirBNB anmeldete, primär weil ich die 30€ Willkommensbonus mitnehmen wollte, war das ein Augenöffner für mich: Während ich reise und in den Räumen von jemand anderem wohne, steht meine Wohnung leer. Ich könnte sie also jemandem wie mir selbst anbieten und so meine eigene Reise gegenfinanzieren.
Zuerst hatte ich dieselben Bedenken wie die meisten: Soll ich wirklich meine eigenen vier Wände einem Fremenden anvertrauen? Doch während meiner ersten Reisen mit AirBNB lernte ich die Menschen kennen die dort ihre Räume und Wohnungen mit anderen teilen. Freundlich, herzlich, offen und vertrauensvoll. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich wie ein Kunde im Hotel sondern wie ein Gast bei Freunden.
Jahrelang habe ich bei Reisen ausschließlich AirBNBs gebucht. Hotels, Hostels und Gästehäuser waren keine Option mehr. Während ich reiste, bot ich meine eigene Wohnung anderen Reisenden an. Viele von diesen Reisenden habe ich mehrmals wieder getroffen und mit den meisten bin ich bis heute in Kontakt.
Der Einfluss von AirBNB
“All Ding ist Gift, nur die Menge macht, dass ein Ding Gift sei.”
Das Angebot bei AirBNB wurde immer größer und schon nach wenigen Jahren, konnte man neben den freien Zimmern von jungen Menschen auf einmal auch ganze Wohnungen, Häuser und andere Domizile auf der Plattform buchen. Von den Luftmatratzen im Wohnzimmer hatte das nicht mehr viel und die Anbieter hatten statt einem netten Foto auf einmal Logos. Wo man Geld verdienen kann, sind findige Geschäftsleute oft nicht weit.
In größeren Städten wie New York, Paris und eben auch Reykjavík begann ein gefährlicher Trend: Menschen nutzten die Chance und mieteten oder kauften Wohnungen um diese per AirBNB zu vermitteln. Dabei kann man schnell ein Vielfaches der Miete oder des Abtrages verdienen, je nach Lage, Ausstattung und der Preise vor Ort.
Immobilienbesitzer sahen das und wollten natürlich auch ein Stück vom Kuchen, also zogen sie die Mieten an. So begann ein Teufelskreis der sich schnell aufschaukelte. In New York wurde er als erstes unterbrochen, weil sich selbst gut verdienende young professionals keine Wohnungen mehr leisten konnten. Paris, Berlin und auch Reykjavík zogen nach. Vermietungen von Wohnungen wurden verboten oder stark reglementiert.
Bizarrerweise wollte der Staat jeweils das erreichen, womit AirBNB als Mission gestartet war: Menschen sollten ihre leer stehenden Wohnräume zeitweise nutzbar machen, zum Beispiel 90 Tage pro Jahr. Nur den gewerblichen Anbietern wollte man das Tun untersagen.
Wie AirBNB die sharing economy veränderte
In der Zwischenzeit hatte sich AirBNB für mich als Kunden und Fan wie folgt verändert: Die Vermietung wurde professionalisiert. An den meisten Unterkünften hing auf einmal ein Schlüsselkasten mit Code. Der Betreiber wohnte teilweise auf einem anderen Kontinent, ein Kennenlernen außer per E-Mail eher schwierig. Die Zimmer waren professionell eingerichtet, Ikea Katalog Seite 83 mit extra Billie.
Persönlich finde ich das manchmal gar nicht so schlecht: Man kann einchecken wann man will. Man ist unabhängig. Man hat auch mal seine Ruhe.
Aber es fehlt auch etwas: Der Mensch. Da ist niemand, mit dem man über das Erlebte sprechen kann, den man fragen kann wo der Sonnenuntergang am besten zu sehen ist und wo man auf der kommenden Etappe halten sollte. Mit Locals in Kontakt zu kommen war für mich immer einer der bereichertsten Aspekte am Reisen und der ging immer mehr verloren. Wenn ich Anonymität will, kann ich auch in ein Hotel gehen.
Und noch etwas veränderte sich: Die Preise und die, sagen wir mal “Kreativität” der Anbieter. Im Winter 2017 entschied ich mich, Weihnachten wieder in Reykjavík zu verbringen. Aus Spaß suchte ich bei Booking.com nach Hotels und nachdem das günstigste Zimmer bei über 200€ lag wusste ich: Das wird nichts. Aber zum Glück gibt es ja noch AirBNB dachte ich und entdeckte die Abgründe der Kommerzialisierung. Für 200€ pro Nacht war dort nichts zu finden. Kleine Wohnungen lagen schnell beim Doppelten Preis, einzelne Zimmer immer noch markant darüber.
Und dann stieß is auf ein Angebot, bei dem mir mulmig zu Mute wurde: Ein Reykjavíker bot seinen Jeep als Unterkunft an. Auf dem Bild war eine durchgelegene Matratze im Kofferraum zu sehen und der Wagen parkte charmant auf dem Gehsteig. Da wollte jemand, dass ein anderer Mensch das Weihnachtsfest bei Minusgraden im Kofferraum seines Autos verbringt. Für weit über 150€.
Ganz abgesehen davon, dass ich stark davon ausgehe das ein solches Angebot illegal ist, finde ich sowas moralisch derart verwerflich, dass kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich ließe lieber jemand am heiligen Abend in meinem eigenen Bett schlafen und würde mir ein Plätzchen unter’m Baum suchen als auch nur darüber nachzudenken so ein Angebot zu machen.
Ist AirBNB schuld?
Meiner Meinung nach: Nein. Auf keinen Fall und in keiner Weise.
AirBNB stellt eine Plattform zur Verfügung und wie Menschen diese nutzen ist immer noch ihnen überlassen. Das Unternehmen kann und sollte hier eine gewisse Aufsicht walten lassen, aber ob jemand so etwas anbietet oder nicht und ob jemand es bucht oder nicht, sollte es nicht entscheiden. Dazu ist zum einen der Staat da und zum Anderen, vor allem, der Mensch selbst.
Das gilt auch nicht nur in solchen krassen fällen, sondern auch beim normalen Wahnsinn, wenn also die Preise besonders überhöht oder das Angebot in sonstiger Art und Weise seltsam ist.
Das Konzept der Ferienwohnung ist ja auch nicht neu oder exklusiv für AirBNB. Die Besitzer von Ferienwohnungen könnten ihre Bleiben ja auch auf anderen Plattformen anbieten, meist tun sie dies auch.
Es handelt sich hier also um ein höher liegendes Problem: Reisen ist günstig geworden und immer mehr Menschen können es regelmäßig tun. Viele Menschen, ich eingeschlossen, pflegen heute einen teilweisen oder vollständig nomadischen Lebensstil. Sie sind teilweise 3, 6 oder mehr Monate im Jahr unterwegs und steigern somit die Nachfrage nach Kurzzeit Mietobjekten. Die Art und Weise wie wir wohnen wird sich in den kommenden Jahren dahingehend stark verändern, denke ich.
In Island, vor allem in Reykjavík, ist das Ganze natürlich stark oder sogar ausschließlich durch den Tourismus geprägt und durch den Bau von Hotels sollte sich diese Lage in den kommenden Jahren auch wieder entspannen.
Und warum hast du jetzt auf der letzten Reise weniger AirBNB genutzt?
Drei Gründe:
- AirBNB war meist teurer als Hotels oder Gästehäuser
- Ich war in Gästehäusern & Farmstays von und mit Locals (HeyIceland)
- Ich war viele Nächte im Campervan
Tatsächlich war Grund Nummer eins nicht wirklich ausschlaggebend, aber eine interessante Beobachtung: AirBNB ist mittlerweile sehr oft nicht günstiger als ein Hotel, Hostel, Gästehaus oder Farmstay in Island. Die Preis sind teilweise so abgehoben, dass ich nicht wusste ob ich lachen oder weinen soll. Ich bin sehr gerne auch in kleinen Zimmern, wenn die Gastgeber nett sind und ich dadurch eine tolle Erfahrung bekomme. Aber wenn mich das genau so viel kostet wie ein luxuriöses Hotel mit heißer Quelle und Frühstücksbuffet, dann werde ich auch schonmal schwach 😉
Was ich bei den meisten AirBNB über die letzten Jahre immer mehr vermisse, habe ich bei dieser Reise bei HeyIceland gefunden. Mit diesen habe ich zusammengearbeitet, in Form vergünstigter Übernachtungen, weshalb ich das hier als Werbung kennzeichnen will.
Ich war in insgesamt vier Gästehäusern und hier hatte ich jeweils das Gefühl, wieder das zu finden was ich von meinen ersten Reisen in Island noch kannte: Eine Verbindung zu Land und Leuten. HeyIceland ist aus einem Zusammenschluss von Farmen entstanden, die den Tourismus für sich als Einnahmequellen sahen. Alte Ställe und andere Gebäude wurden renoviert und zu Gästehäusern und Farmstays umgebaut. Diese werden fast ausschließlich von Isländern betrieben und haben oft eine bemerkenswerte Geschichte. Das Wilderness Center im Osten Islands wird zum Beispiel von einem ehemaligen Filmemacher geleitet, er in seiner Heimat mehrere alte Farmgebäude gekauft und renoviert hat. Dabei heraus kam ein einmaliger Ort mit Gästehaus, Museum und sogar einer Sternwarte. Der Chef steht an manchen Abenden noch selbst am Herd und brät Fische die er im nahe gelegenen Fluss gefangen hat. Hier hätte ich noch wochenlang bleiben, die Gegend erkunden und seinen Erzählungen lauschen können.
Das Skjaldarvik Guesthouse ist so ähnlich entstanden, indem eine Pferdefarm um ein Gästehaus erweitert wurde. Vor dem Haus, direkt am Fjord, liegt ein kleiner Hotpot an dem sich die Gäste am Abend treffen und austauschen können und tagsüber kann man die Gegend erkunden, egal ob mit dem Auto oder zu Pferde.
Außerdem war ich auf der Reise im Campervan in Island unterwegs und da brauchte ich ich entsprechend nicht jede Nacht eine Unterkunft. Diese Reiseform fand ich immer schon spannend und so konnte ich das auch mal testen. Die Kombination aus Nächten im Camper und in Unterkünften fand ich absolut perfekt. Wer mehr als eine Woche in Island unterwegs ist, wird sich auch mit Campervan sicher 1–2 Mal eine alternative Unterkunft suchen, wenn man eben einfach mal ein gemütliches Bett, eine Dusche und ein fertiges Frühstück haben möchte.
Fazit: AirBNB in Island
Kurz und knapp:
- Ich nutze AirBNB derzeit weniger, aber immer noch oft. Ich mag das Konzept der sharing economy nach wie vor und empfehle es aus tiefster Überzeugung!
- Es gibt Alternativen zu allem und man kann sie alle ausprobieren: Egal ob Hotel, Hostel, Campervan oder Farmstay. Alles hat seine Vor- und Nachteile und ich bin ein großer Fan davon solche Erfahrungen selbst zu machen.
- Ich hoffe durch smarte Gesetze und Regulierung kann der Gier ein Riegel vorgeschoben werden, sodass in Ballungszentren die Effekte nicht ausufern und eine Sharing Ecnonomy trotzdem Bestand haben kann.
Wie steht es bei dir: Warst du schonmal mit AirBNB in Island unterwegs?
Dieser Artikel enthält Werbung und Affiliate Links. Ich habe in diesem Artikel ein paar Zeilen dazu aufgeschrieben, die dich vielleicht interessieren könnten.
Da hast du ganz recht! Bei meinem ersten Island-Trip vor zwei Jahren hatte ich durch Zufall 3 Nächte über heyiceland gebucht und ich war begeistert. Ein gemütliches Zimmer, alles sehr sauber und ein tolles Frühstück mit netten Gesprächen mit meinen Gastgebern. Und meine dreckigen Reitklamotten habe ich auch noch gewaschen bekommen….ach ja: und meine Lieblingshandschuhe habe ich da gekauft; handgestrickt von der Nachbarin. Da würde ich jederzeit wieder hin!
Hey Ina.
Klingt nach einem tollen Reiseerlebnis. Da freue ich mich sehr, über so positives Feedback! 🙂