Island mit einem Campervan erkunden, eine der beliebtesten Arten in Island zu reisen und zu übernachten ist der Campervan. Ich habe da lange gar nicht drüber nachgedacht doch, wie so oft durch dieses Blog, wurde ich irgendwann so oft zum Thema befragt, dass ich es selbst ausprobieren wollte um euch etwas darüber berichten zu können.
Ich habe dafür mit Happy Campers zusammengearbeitet, die mir für zwei Wochen einen Campervan in Island vergünstigt zur Verfügung stellten. Das will ich eindeutig als Werbung kennzeichnen, damit es transparent für euch ist. Das habe ich hiermit getan 🙂 Es gibt allerdings keinerlei Vorgaben und Happy Campers war wirklich sehr an meinem ehrlichen Feedback interessiert. Das fand ich super.
Im Folgenden möchte ich also alles zum Thema, das ich selbst recherchiert habe und zusätzlich auch meine eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen mit dir teilen.
Los geht’s… (🇬🇧 English translation: Traveling in Iceland in a campervan)
Warum einen Campervan in Island mieten?
Das habe ich mich auch gefragt, denn Vanlife war für mich bis dahin nie wirklich ein Thema, diese Reiseform hatte ich nie ausprobiert. Ich habe also vor meiner Reise mit einigen Leuten gesprochen und folgende Gründe wurden mir genannt:
- Ein Campervan ist günstig
- Mit einem Campervan ist man flexibel
- Das Lebensgefühl beim Camping ist toll
Das konnte ich alles nachvollziehen und das war einer der Gründe, aus dem heraus ich mich auf die Suche nach einem passenden Campervan in Island machte.
Im Laufe meiner Reise habe ich also all diese Punkte auch auf Herz und Nieren getestet und kann daher aus eigener Erfahrung folgendes sagen…
Im Campervan lassen sich Nordlichter super jagen, denn man wartet im Warmen
Ist ein Campervan günstiger als Mietwagen & Hotels in Island?
Ja und nein: Es kommt dabei meiner Meinung nach auf verschiedene Faktoren an. Ich habe bei meiner Recherche folgende Kosten für mich gesehen:
Ein Campervan kostet für 2 Wochen Nebensaison 1764€, für 2 Wochen Hauptsaison 2520€. Das habe ich als Grundlage genutzt um die Reise zu einer mit Mietwagen zu vergleichen. EinMietwagen (VW Golf) für 2 Wochen in der Nebensaison kostet ca. 400€, es bleiben 1364€ (ca. 98€ / Nacht) für Hotels. In der Hauptsaison sind es ca. 800€, es bleiben 1720€ (ca. 122€ / Nacht).
Mit dem Geld was beim Mietwagen für Übernachtungen übrig bleibt kann man gut hinkommen, hierbei kommt es aber vor allem drauf an wie früh man bucht. In der Hauptsaison kann eine Nacht schnell das Doppelte kosten, wenn man spontan bei einem Hotel aufschlägt. Und hier liegt meiner Meinung nach der große Vorteil des Campervans: Absolute Flexibilität und Freiheit. Wer rein aus kostengründen auf einen Campervan setzt kann also schnell enttäuscht werden, viel wichtiger sind die persönlichen Präferenzen.
Gemütliche Sache, das Vanlife im Campervan in Island ist durchaus kuschelig
Ist man mit einem Campervan in Island wirklich flexibler?
Ja. Besonders im Sommer, wenn man quasi jeden Campingplatz in Island ansteuern und dort parken kann ist die Auswahl an potentiellen Schlafplätzen enorm groß. Hotels sind in der Hauptsaison wirklich oft komplett ausgebucht, sodass man entweder vorher buchen muss und komplett an den Übernachtungsort gebunden ist oder man muss sich im Laufe des Abends eine freie Bleibe suchen. Das kann so spontan dann auch schnell teuer werden.
Happy Campers hat eine sehr gute Karte mit Campingplätzen zusammengestellt, die du hier (Winter) bzw. hier (Sommer) einsehen kannst. Auf der Karte sind alle bekannten Campsites markiert und auch ob sie nur zur Hauptsaison geöffnet sind oder auch im Winter.
Einfach am Straßenrand parken darfst du in Island übrigens nicht: Durch die vielen Campervans wurde das zwischenzeitlich verboten, sodass du nur in ausgewiesenen Campingplätzen übernachten darfst. Hier und da wird dies auch kontrolliert und die Strafen können ziemlich hoch sein. Ganz abgesehen davon, dass du ggf. der Umwelt und den Isländern zur Last fällst.
Kein Platz zur Übernachtung aber durchaus für ein Picnic vor dem Campervan geeignet
Gefiel mir das Lebensgefühl im Campervan?
Ja und nein, mehr nein 😉 Meine Reise war trotzdem super, weil ich mich nicht selbst verbogen habe: Alle sprechen vom Vanlife, jeder will einen VW Bulli haben, damit in die Mongolei oder nach Südamerika und dann am besten für immer im Van leben.
Ich nicht: Ich mochte die erste Nacht nicht weil mir zu kalt war (ich hatte die Heizung nicht richtig bedient). Ich mochte die vierte Nacht nicht, weil fast alle meine Klamotten mittlerweile ungewaschen waren, die Badehose und das Handtuch dauernass und weil man bei der Kälte nicht ordentlich lüften und trocknen konnte.
Ich habe in der zweiten Nacht in den Hütten von Þórsmörk geschlafen und in der Fünften Nacht in einem Hotel in den Ostfjorden. Bei ersterem funktionierte die Heizung wie bei mir zu Hause und bei Zweiterem konnte ich meine Wäsche waschen und in Ruhe trocknen lassen. Dafür habe ich es sehr genossen an anderen Tagen zum Beispiel direkt am Skaftafell Nationalpark campen zu können, von wo aus ich zum Svartifoss wanderte. Oder eine Nacht direkt am Seljalandsfoss, wo ich die ganze Nacht den einzigartigen Isländischen Sternenhimmel betrachten konnte. Ich pickte mir also einfach die Rosinen heraus und für mich ganz persönlich, war das genau richtig.
Ich hoffe an dieser ehrlichen Antwort könnt ihr erkennen, dass ich zwar von Happy Campers unterstützt wurde, diese aber vor allem an meiner ehrlichen Meinung interessiert waren und diese nicht „kaufen“ wollten. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für die gute Zusammenarbeit!
Vanlife in Island – Der Campervan und ich hatten einen schwierigen Start und sind trotzdem Freunde geworden
Erfahrungsbericht zum Campervan in Island
Mein ganz persönlicher Erfahrungsbericht ist hoffentlich für einige von euch hilfreich, die genau wie ich zum Ersten Mal auf diese Weise reisen und sich fragen ob es das Richtige für sie ist, wie sie sich darauf am besten vorbereiten können und wo man am besten einen Camper in Island mieten kann.
Das war gut, am Reisen im Campervan in Island…
Die Flexibilität war mit Abstand das Beste! Ich fand es absolut großartig mit dem Van hinfahren zu können wo es mich hin trieb und übernachten zu können, wo ich mich gerade wohl fühlte. An einem Abend hatte ich ein Hotel gebucht und musste es entsprechend bis zu einer gewissen Uhrzeit erreichen: Purer Stress! Ich sehnte mich auf dem Weg oft danach einfach auf einem der vielen Campingplätze zu parken, an denen ich allesamt vorbeifahren musste. Die Kombination aus Fahrzeug und Wohnung ist echt angenehm und man hat das Gefühl alles was man zum Leben braucht direkt bei sich zu haben.
In diesem speziellen Fall fand ich die technische Umsetzung des Campervans echt gut: Man merkt, dass Happy Campers Erfahrung im Umbau der Fahrzeuge zu kleinen, fahrenden Wohnungen hat: Alles ist bis in’s kleinste Detail durchdacht, einfach zu bedienen und Idiotensicher. Jeder noch so kleine Raum im Camper ist perfekt genutzt, die Lüftung und Heizung sind perfekt abgestimmt und beim Fahren bleibt alles wo es hin soll. Hut ab für diese Ingenieurskunst!
Das Vanlife ist kommunikativ: An allen Campingplätzen kam ich sofort mit den Nachbarn in’s Gespräch und das ist als Alleinreisender eine tolle Sache. In Hotels bleibt man ja doch meist für sich. Im Restaurant will man die anderen auch nicht beim Essens stören. Anders unter Campern: Man erzählt sich die Geschichten vom Tag, tauscht Tipps für die Reise aus und hier und da teilt man auch eine Dose Ravioli.
Macht eine gute Figur der kleine Campervan in Island
Was ich am Reisen im Campervan nicht so toll fand…
Gar nicht so viel, aber ein paar Dinge eben doch: Die erste Nacht war kalt, weil ich den Van habe auskühlen lassen. Er stand bei -7°C über mehrere Stunden im Schatten, danach konnte auch die Standheizung nicht mehr wirklich für Wohlfühltemperaturen sorgen. Mein eigener Fehler aus dem ihr lernen könnt! 🙂
Ich mag Ordnung, total gerne sogar: Deshalb musste ich dauernd alles hin und her räumen und habe dabei ständig Dinge vergessen oder sie waren irgendwo abgelegt wo ich nochmal aussteigen musste um dran zu kommen etc.: Mein innerer Monk stand mir da ein bisschen im Weg 😉
Ich habe mich auf fast allen Campingplätzen mit anderen Campern unterhalten und die meisten hatten diese Probleme nicht: Mit der Erfahrung wird das Vanlife offenbar immer angenehmer. So lernte ich auch ein paar kleine, nützliche Tricks durch welche auch meine Reise immer angenehmer wurde.
Wichtige Sache: DIe Heizung einschalten sobald man den Campervan abstellt
Thema Nachhaltigkeit beim Campervan-Life in Island
Für mich ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Nicht übermäßig, aber ich versuche in meinem Leben einen für mich selbst vertretbaren Fußabdruck zu hinterlassen bzw. mehr Gutes zu tun als Schlechtes. Besonders in der und für die Natur.
Campervans haben in Island nicht unbedingt den besten Ruf: Viele sehen sie einfach nur als günstige Art zu reisen, sind schlecht vorbereitet und verhalten sich dann alles andere als nachhaltig: Müll landet auf Park- oder Campingplätzen. Geparkt wird da wo es nichts kostet und sei es die Einfahrt zu einem Feld oder mitten auf einer Wiese. Weil im Van keine Toilette ist wird das anliegende Lavafeld zu einer umfunktioniert. Die Isländer sind genervt und das kann ich verstehen.
Daher finde ich es wichtig, wie oben schon erwähnt, beim Anmieten eines Campervans das gesamte Paket in’s Auge zu fassen und dazu gehören auch die Herausforderungen bzw. schwierigen Aspekte: Du musst den Müll im Van sammeln bis du ihn irgendwo entsorgen kannst, z.B. an Tankstellen oder Campingplätzen. Du musst die Duschen & Toiletten öffentlicher Einrichtungen nutzen, auch wenn sie etwas kosten und auch mit Hinsicht auf die Öffnungszeiten. Campingplätze haben meist Duschen & Toiletten, öffentliche Schwimmbäder genauso. Heiße Quellen übrigens meist nicht: Bitte missbrauche sie nicht als Badewanne, oder willst du in den Keimen deiner Mitreisenden baden?
Nachhaltigkeit geht schon vor der Reise los: Bei Happycampers können die Kunden sich sofort mit Lebensmitteln eindecken die Andere zu viel hatten
Meine Packliste für einen Urlaub im Campervan
Bei Instagram habe ich über die Reise verteilt immer wieder um Fragen gebeten, die ihr zum Thema Vanlife habt: Eine war, was ich mitnehmen würde, wenn ich nochmal per Van reisen würde. Hier also eine kleine Packliste für’s Vanlife in Island:
Karabinerhaken und Schnüre: Klingt blöd, ist aber super hilfreich beim Ordnen und Platz schaffen. Besonders nasse Sachen wie das Reisehandtuch oder meine Badehose waren so auch während der Fahrt nie im Weg oder auf den Polstern des Vans.
Ich hatte einen Inverter, der eine normale Steckdose bereitstellte. Für alle meine Gadgets zu wenig, daher habe ich eine kompakte Steckdosenleiste mitgenommen.
Für öffentliche Duschen und Schwimmbäder, aber auch generell einfach hilfreich in Island: Flipflops.
Immer dabei wenn ich reise: Meine Sonnenbrille, ein Taschenmesser und ein Thermosbecher. Letzterer war super, weil Happycampers mit fast allen Tankstellen in Island zusammen arbeitet und man dort kostenfrei Kaffee bekommt.
In meinem Van war Internet inklusive, man konnte bis zu 5 Geräte per WLAN einwählen. Sehr praktisch. Wenn man das nicht hat / will kann ich einen mobilen WLAN Router empfehlen und eine lokale SIM Karte.
Mit dem eigenen Campervan oder Wohnmobil nach Island
Dazu kann ich leider keinen persönlichen Erfahrungsbericht abgeben, ich habe den Camper ja in Island angemietet. Grundsätzlich ist es aber so, dass man mit der Fähre von Dänemark aus am besten nach Island kommt. Die Smyril Line fährt von Hirtshals in Dänemark aus über die Faröer Inseln nach Island. Dort kommt man dann in Seyðisfjörður, also im Osten des Landes an. Man ist knapp zwei Tage auf hoher See und macht einen Zwischenstopp in Tórshavn.
Die Überfahrt mit einem Kleinbus, also ein Campervan wie ich ihn hatte kostet für eine Person inkl. 4-er Zimmer um die 2000€ in der Hauptsaison, inklusive der Rückfahrt. Ein stolzer Preis wie ich finde: Für das gleiche Geld konnte ich die Flüge buchen (250€) und auch den Campervan.
Eine Überfahrt als Einzelperson, ohne Auto kostet im Oktober 410€. Das finde ich tatsächlich eine interessante Alterative zum Flugzeug denn der Preis ist vergleichbar und man kann sich beim Stopover noch die Faröer Inseln anschauen.
Vielleicht kann ich dazu ja bald mehr sagen… 😉
Ute von Bravebird war 2014 mit ihrem VW Bulli in Island und hat dazu ein paar Zeilen geschrieben.
Im Winter mit dem Campervan durch Island reisen?
Meine Vanreise war nicht im tiefsten Winter, eher im Frühling. Aber ein paar Nächte hatten es in sich und so kann ich zumindest ein bisschen was zum Thema sagen.
Warum überhaupt im Winter mit dem Campervan nach Island?
Es ist weniger los, man hat mehr Orte für sich und die Saison ist in vielerlei Hinsicht etwas günstiger als der Sommer. Mein Campervan hätte im Sommer für die gleiche Zeit zum Beispiel über 40% mehr gekostet als in der Nebensaison. Das ist weit mehr als ich an Treibstoffkosten in den zwei Wochen und knapp 3000km hatte. Viele möchten auch unbedingt Nordlichter in Island sehen, dafür ist der Sommer keine gute Zeit 😉
Die Nachteile liegen auf der Hand: Kälte, Schnee und kurze Tage. Ein wichtiger Hinweis: Ich war unglaublich froh, dass die Camper von Happycampers Reifen mit Spikes hatten! Ich hatte zwar nur einmal richtig Schnee auf der Strecke, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich den Öxi Pass ohne diese besonderen Reifen nicht hätte befahren können. Auch wenn mal ein kräftiger Wind aufkam half mir die gute Traktion. Wo auch immer du mietest: Akzeptiere auf keinen Fall einen Campervan ohne ’studded tyres‘ im Winter!
Großer Vorteil bei der Campervan Tour im Winter: Nordlichter in Island
Was muss ich im Winter mit Campervan in Island beachten?
Allem voran: Deine eigene Sicherheit! Fahr langsam, vorsichtig und lass den Van stehen wenn dein Bauchgefühl sagt es ist nicht sicher. Setze dich nicht unter Druck, sei es das Foto welches du unbedingt von einem bestimmten Ort machen willst oder der Wasserfall den du an einem gewissen Tag unbedingt noch erreichen willst: Im Stress treffen wir falsche und in diesem Fall oft fatale Entscheidungen. Kein Foto und kein Wasserfall ist es Wert sich dafür in Gefahr zu bringen.
Checke jeden Tag, wirklich jeden Tag, das Wetter bei Vedur.is und die Straßenverhältnisse auf Road.is. Wenn Straßen gesperrt sind, hat das einen Grund: Oft ist der nicht offensichtlich und oft wirst du andere Autos sehen die trotzdem weiterfahren: Vielleicht sind die Fahrer unwissend, vielleicht stecken sie 2km später für Stunden in einer Schneewehe fest die man in einer Kurve nicht sehen konnte… Das habe ich mittlerweile alles schon erlebt und die Betroffenen haben nachher nie gesagt:“Das war’s mir trotzdem wert!“
Wenn das Wichtigste im Griff ist, kommt das zweitwichtigste: Clever & vorrausschauend heizen! 😉
Schon während der Fahrt sollte es im Van warm sein. Ich habe als Indikator immer alle Schichten ausgezogen bevor ich losfuhr, war also quasi immer im T-Shirt hinter’m Lenkrad. Wenn du den Van so abstellst, muss die Standheizung nicht mehr wirklich viel leisten, außer den Van auf Temperatur zu halten. Wenn du den Van abstellst, mach sofort die Standheizung an. Im Skaftafell Nationalpark habe ich den Van geparkt und wollte noch zum Svartifoss hinauf und war sehr froh, als ich in den warmen Camper zurückkehrte. Wäre die Standheizung während der 4 stündigen Wanderung aus gewesen, wäre es eine kalte Nacht geworden!
Nicht rein winter-spezifisch, aber in der kalten Jahreszeit vielleicht minimal wichtiger: Parke in den Wind hinein. Also so, dass der Wind auf deine Windschutzscheibe weht. Das hat den Vorteil, dass geöffnete Türen nicht vom Wind aufgerissen und ggf. beschädigt werden und auch einen ruhigeren Schlafplatz, denn wenn der Wind den Van von der Seite trifft könnte man den Van Nachts auch schonmal mit einem Schiff auf hoher See verwechseln.
Versuche immer genug Sprit im Tank zu haben. Ich habe immer wenn der Tank weniger als 50% voll war getankt: Sollte die Standheizung ausfallen, kann man so mit der normalen Heizung des Campers heizen. Auch wenn man mal eine Tankstelle verpasst hat oder irgendwo länger feststeckt hilft es ausreichend Sprit an Board zu haben um entspannt zu bleiben. Hier findest du eine Liste von Tankstellen in Island und auch in der Island App kannst du Tankstellen finden.
Brauche ich einen Allrad Campervan im Winter?
Diese Frage stellt sich mir nicht: Wenn ein normaler Camper nicht ausreicht, würde ich auch mit einem 4×4 Campervan nicht unterwegs sein wollen. Für mich ist da die Grenze des Sinnvollen überschritten. Es gibt Unternehmen, die 4×4 Camper bereitstellen und wenn das der gefühlten Sicherheit zuträglich ist, OK. Aber in Konditionen, die einen Campervan überfordern, sollte man diesen auch nicht nutzen. Sprich: Windsicher parken und warten bis das Wetter besser wird, ggf. auch eine Nacht oder Zwei im Hotel verbringen.
Island kann im Winter wunderschön sein und ein tolles Erlebnis. Aber wenn man nicht aufpasst, kann es genauso schnell sehr ungemütlich bis hin zu lebensgefährlich werden. Better safe than sorry!
Im Sommer mit dem Campervan durch Island reisen?
Den größten Teil meiner Reise hatte ich bombastisch gutes Wetter, von -7°C bis 15°C war alles dabei: Da es im Hochsommer nicht sooo viel wärmer wird, denke ich dazu also auch einen Satz oder zwei sagen zu können.
Ist der Sommer die beste Jahreszeit für einen Campervan Trip in Island?
Aus meiner Sicht schon, aber so generell kann man das nun auch wieder nicht sagen. Der Winter hat sicherlich seine Vorzüge: Nordlichter, schöne Schneelandschaften, wenige andere Touristen und vieles mehr.
Doch der Sommer bietet auch etliche Vorteile für eine Vanreise: Das Wetter ist angenehmer für ein Leben im Auto, nicht nur weil es wärmer ist sondern auch weil man im Zweifel öfter draußen sein kann. So lange es nicht regnet kann man den Raum um den Camper herum nutzen und sein Lager aufschlagen. Campingstühle, ein kleiner Tisch und et voila: Die eigene kleine Oase.
Welche Vorteile habe ich im Sommer mit dem Camper in Island?
Vor allem wärmere Temperaturen und im Hochsommer weniger Niederschlag, sowie mehr geöffnete Campingplätze. Das bedeutet vor allem eines: Noch mehr Flexibilität.
Wenn es schneit, regnet oder einfach nur eiskalt ist will man den Camper am liebsten gar nicht verlassen. Frühstücken oder Picnic auf der Wiese vor’m Camper: Nein Danke. Nachts aufwachen und auf die Toilette müssen: Horror. Im Sommer ist das alles kein Thema denn wenn es einigermaßen warm ist, kann man die Campingstühle aufklappen, ein paar Sachen draußen lagern und kann auch mal im T-Shirt zur Toilette auf dem Campingplatz stapfen.
Auch kann man nasse Kleidung draußen trocknen: Dazu solltest du Karabinerhaken und Schnüre mitnehmen. Viele Campingplätze haben auch Waschmaschinen, sodass man untewegs auch mal die Klamotten waschen kann.
Brauche ich denn im Sommer einen Allrad Campervan?
Auch im Sommer denke ich, dass das einfach keine gute Idee ist: In dem Moment wo du so wenig Traktion hast, dass ein Allrad-Camper notwendig wird, ist der Rest der Reisebedingungen schon so schlecht, dass es für mich keinen Sinn mehr ergibt einen Camper zu fahren. Ich hätte ständig Angst, dass irgendwas kaputt geht: Die Spüle, das Bettgestell, andere Aufbauten… Ich traf im Osten ein Pärchen welches schon mehrere Male mit eigenen Campern in Island war: Zwei VW Busse haben sie hier in den Achzigern und Neunzigern nach eigenen Angaben „geschrottet“, sie waren also danach nicht mehr zu reparieren und wurden dann in Deutschland zerlegt.
Die Fotografin Anja Robanke ist im Sommer mehrere Monate mit ihrem Landrover in den Highlands unterwegs, ich gehe davon aus sie wird Hütten und ein Zelt nutzen. Das halte ich für die bessere Option und schaue mir ihre Reise genau an.
Sehenswürdigkeiten die man mit dem Campervan besonders gut erleben kann
Wenn das Reisen im Campervan einen großen Vorteil hat, dann den dass man (fast) überall sein Lager aufschlagen und die Nacht dort verbringen kann. Das umfasst vor allem Campingplätze in Island und davon gibt es einige die entweder in der Nähe oder aber direkt an einigen der schönsten Sehenswürdigkeiten Islands liegen.
Meine zwei absoluten Favoriten und aus meiner Sicht must-see Campingplätze in Island liegen am Seljalandsfoss und am Skaftafell Nationalpark. Beide liegen an der Südküste und im Fall des Seljalandsfoss kann man quasi direkt an den Wasserfällen seinen Camper abstellen und Abends noch einen kleinen Spaziergang hinter die Wassermassen unternehmen. In Skaftafell liegt der Campingplatz zu Fuße des Vatnajökull Gletscher und von hier aus kann man dutzende schöne Wanderungen unternehmen, unter anderem zum Svartifoss der eine knappe Stunde nördlich vom Zeltplatz liegt. Ideal für einen kleinen Abendspaziergang und danach kann man eine heiße Dusche nehmen, den Grill anwerfen und den wunderschönen Ausblick genießen.
Ein weiterer Wasserfall der mir immer wieder als heißer Tipp für Camper genannt wurde ist der Godafoss im Norden.
Auch sehr beliebt: Das Campieren bei oder neben heißen Quellen in Island: Bitte tut das nicht! Die meisten heißen Quellen haben wenig bis keinen Durchlauf, das Wasser hier ist also nicht wie in den Schwimmbädern ständig im Wechsel. In Island ist Chlor weitgehend unbekannt bzw. wird nur selten benutzt weil Wasser so günstig ist, dass man es einfach dauernd austauschen kann. In natürlichen heißen Quellen geht das nicht und entpsrechend schlecht wird die Wasserqualität wenn viele Leute ungewaschen hinein steigen.
Nachdem das gesagt ist: Wenn ihr frisch geduscht kommt, eine Dusche im Camper habt oder dieses Problem sonstwie umgehen könnt steht dem Campen an heißen Quellen natürlich wenig bis nichts im Weg, insofern es sich um einen Campingplatz handelt oder ihr die Erlaubnis des Eigentümers habt. Es gibt ein paar heiße Quellen an denen das möglich ist, dort sind dann meist auch Duschen vorhanden. Eine Liste möchte ich an dieser Stelle nicht bereitstellen, ich hoffe du verstehst das.
Generell bieten sich alle Sehenswürdigkeiten an die entweder bei Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang besonders schön sind und in deren Nähe sich eben ein Campingplatz befindet. Er musst ja nicht direkt dabei sein: Man kann den Ort für einige Zeit genießen und sein fahrbares zu Hause dann zum Schlafen an einen nahe gelegenen Campingplatz fahren.
Ein paar Worte zum Thema Verkehr und fahren in Island
Ich habe hier ja schonmal ein paar Worte zum Thema Auto fahren in Island aufgeschrieben, daher hier nur eine kurze Zusammenfassung und ein paar Dinge die spezifisch für den Campervan wichtig sind.
Du darfst den Campervan zum Übernachten nur in designierten Campingplätzen abstellen oder wenn der Landbesitzer es dir explizit erlaubt. Einfach am Straßenrand, auf Parkplätzen oder sowas parken ist nicht erlaubt und kann hohe Strafen mit sich bringen: Du würdest auch nicht wollen, dass jemand vor deinem Haus im Auto pennt 😉
Die Sache mit dem Kreisverkehr: In Island hat die Innere Spur im Kreisverkehr Vorfahrt. Du solltest also nur dann außen fahren, wenn du den Kreisverkehr sofort an der ersten Ausfahrt verlassen möchtest. Solltest du das nicht wollen, musst du schauen ob von Innen jemand abbiegen möchte und ggf. die Ausfahrt gewähren.
F-Straßen sind die Straßen die in’s Hochland führen, Bergstraßen. Sie sind klar markiert und für dich im Campervan Tabu: Hier benötigst du Allrad und einen hohen Radstand. Die meisten Verleiher können deine Route nachverfolgen und eine saftige Strafe wird fällig, wenn du trotzdem eine F-Straße befährst, egal ob etwas kaputt geht oder nicht.
In Island ist es Pflicht den Sicherheitsgurt anzulegen und das Licht muss bei der Fahrt zu jeder Zeit eingeschaltet sein. Es gibt nur eine einzige zahlungspflichtige Straße in Island, der Tunnel etwas nördlich von Reykjavík. Die Durchfahrt kostet 1000 ISK und kann bar oder mit einer Kreditkarte bezahlt werden.
Das Geschwindigkeitslimit ist 90km/h auf asphaltierten Straßen, 80km/h auf Schotterstraßen und 50km/h in Städten. So lange keine anderen Schilder aufgestellt sind, gelten diese Limits. Es gibt einige Blitzer in Island und die Strafen können saftig sein. Vor allem aber ist es sinnvoll sich an diese Limits zu halten, weil man die Straßen erst einmal kennen lernen sollte: Schlaglöcher, Schnee und Schafe sind hier an der Tagesordnung. Einfach entspannt fahren, mit ordentlich zeitlichem Puffer, dann ist alles super 🙂
Am schönsten ist der Campervan beim Parken 😉
FAQ: Eure Fragen zum Campervan-Life in Island
Ich habe bei Facebook und Instagram gefragt, welche Fragen euch zum Thema Vanlife auf der Seele liegen und hier ist ein Ausschnitt der Fragen und Antworten:
Kann man komfortabel im Campervan schlafen?
Ich bin 1.80m groß und konnte gut im Van schlafen. Ganz ausstrecken konnte ich mich nicht, aber ich schlafe immer mit angewinkelten Beinen bzw. wenn man sich diagonal hinlegt geht es auch ganz ausgetreckt. Ich glaube die größeren Campervans haben auch längere Betten.
Bleibt das Bett über Tag oder muss man abbauen?
Ich habe es immer hochgeklappt, einfach um Frühstück kochen zu können, zum Zähne putzen etc. Man kann das Bett aber vmtl. auch dauerhaft unten lassen, ich bin zumindest ab und zu ein paar Hundert Meter mit herunter geklapptem Bett gefahren und der Van ist nicht explodiert 😉
Wie siehts aus mit der Feuchtigkeit durchs schlafen im Wagen?
Feuchtigkeit ist kein Thema: Der Van ist aktiv belüftet und es gibt eine Standheizung. Selbst mein Reisehandtuch und meine nassen Badeshorts habe ich meist hinten im Van gelagert und keinerlei Probleme mit Feuchtigkeit gehabt. Wenn die Sachen richtig nass sind, sollte man sie vorher an der Luft vortrocknen.
Ist genug Stauraum vorhanden?
Ich war mit einem großen Koffer unterwegs und hätte den Inhalt auch bequem in die Stauräume umfüllen können. Habe ich nicht gemacht, weil ich so alles in einem aus dem Van schieben konnte wenn mal Besuch da war.
Bei zwei Personen wird das schon eher knapp. Im Sommer kann man bei der Ankunft am Zeltplatz einfach alles raus stellen, im Winter ist das eher schwierig, je nachdem wie kalt es draußen ist. Minimalismus ist schon ein Schlüssel zum Komfort!
Stauraum ist im Campervan relativ großzügig vorhanden: Unter der Bank ist jede Menge Platz
Darf man ins Hochland fahren mit dem Campervan?
Nein. Mit dieser Art von Camper darf man nicht in’s Hochland bzw. das Befahren von F-Straßen ist nicht erlaubt. Dafür braucht es Allradantrieb und einen hohen Radstand, beides haben diese Fahrzeuge nicht. Es wäre auch sehr unkomfortabel, da es viele lose Teile in der kleinen Küche gibt und vmtl. irgendwann alles herumfliegen würde. Ich habe einen Tagesausflug nach Þórsmörk gemacht und bin dabei auf einen Jeep umgestiegen und habe in den Volcano Huts übernachtet.
Fazit: Campervan in Island
Mein Fazit zum Vanlife in Island ist sehr, sehr persönlich: Ich selbst bin einfach nicht der Typ dafür. Wahrscheinlich einfach zu alt 😉
Ganz abgesehen davon, fand ich es super und kann sehr gut verstehen, warum diese Reiseform so beliebt ist. Den größten Vorteil, fand ich die große Flexibilität: Man ist an keine Hotelbuchungen gebunden, nicht an Öffnungszeiten von Restaurants oder Cafés. Nordlichter kann man von besonderen Orten aus beobachten und dabei schön in der warmen Höhle unter der Bettdecke liegen. Den Fernauslöser in der Hand 😉
Ich denke es ist auch ein großer Unterschied, ob man im Sommer oder im Winter mit dem Camper durch Island reist. In der ersten Nacht hatte es in Reykjavík -7°C und ich wusste nicht wie stark die Heizung ist: Ein Learning das mir im Sommer sicher erspart geblieben wäre. Ebenso die vielen noch geschlossenen Campingplätze, auf denen man zwar übernachten aber eben nicht duschen konnte. Daher: Für Neulinge vielleicht nicht unbedingt mit einem Vantrip im Winter anfangen.
Ich würde ggf. auch dazu raten erstmal einen kurzen Trip mit dem Van zu Testzwecken zu machen und Erfahrungen für eine längere Reise zu sammeln. Mit den Erkenntnissen aus diesem Trip würde ich mir z.B. durchaus zutrauen einen mehrwöchigen Campingtrip in Island zu unternehmen.
Ich habe auf jeden Fall Lust bekommen mich mit dem Thema mehr auseinander zu setzen und wenn ich das nächste Mal in meiner dritten Heimat, Südafrika, bin werde ich dort wohl noch einmal einen Trip mit dem Camper starten.
Viel Spaß in Island!