Ich habe mich neulich für euch mit Tanja unterhalten, die mehrere Wochen mit dem Fahrrad durch Island gereist ist und seitdem auf Travel slams, ihrer Webseite und bald auch im Radio davon berichtet. Tanja Ney hat viel spannendes erlebt und gelernt, deshalb freue ich mich sehr diese Infos von ihr mit euch teilen zu dürfen.
Vorhang auf für Tanja…
Tanja Ney, wer bist du und was machst du?
Schwierigste Frage! Im Grunde genommen bin ich einfach nur ich, das ist so mein Job geworden… Ich arbeite als Freelancerin, schreibe Texte, entwickle Kommunikationskonzepte und berate Unternehmen in diesen Bereichen. Darüberhinaus halte ich Vorträge, wie zum Beispiel jetzt über meine Reise in Island. Dazu habe ich ein Bühnenprogramm entwickelt wo ich die Menschen unterhalte und inspirieren möchte. Außerdem spreche ich über digitales Nomadentum. Ich selbst bin eigentlich keine digitale Nomadin im eigentlichen Sinne, bin also nicht völlig losgelöst in der Welt unterwegs, sondern habe eine Homebase in Köln und ziehe von hier immer wieder los. Alle Aufträge die ich mache, sind immer ortsunabhängig machbar.
Du bist mit dem Fahrrad einmal im Uhrzeigersinn rund um Island gefahren, richtig?
Genau. Weil ich schon mehrmals dort war, einmal mit dem Auto klassisch um die Ringstraße, wobei wir die Westfjorde ausgelassen haben. Dann kam ich wieder um ein paar Wochen auf der Polarfuchsstation zu arbeiten. Dort habe ich einen kleinen Polarfuchs großgezogen und mich ein bisschen um die Touristen gekümmert.
Da waren dann eben auch oft Radfahrer dabei und die waren natürlich alle schwer platt als sie ankamen, aber irgendwie hat mich das auch inspiriert und ich sagte:“Irgendwann komme ich nochmal wieder… mit dem Fahrrad!“
Und so kam es dann auch.
Das war deine erste längere Reise mit dem Fahrrad, richtig?
Ja, genau. Ich fahre zwar hier in Köln mit meinem Hollandrad von A nach B und hier und da mal mit dem Rennrad am Sonntag raus, aber nicht in dieser Form. Ich musste mir ein neues Rad kaufen, neues Equipment und so weiter. Neuland also.
Wie hast du dich auf die Reise mit dem Fahhrrad durch Island vorbereitet?
Ich war relativ unvorbereitet, bin nichtmal zu Hause mit Gepäck gefahren. Alle sagten ich solle das mal ausprobieren, ich hatte aber einfach keine Lust darauf und wollte es vor Ort auf mich zukommen lassen. Ich habe gelernt, dass man nicht mit fixen Plänen nach Island reisen darf und auf so einer Reise lernt man ständig und muss sich anpassen. So war es dann auch auf dieser Reise. Zwischendurch habe ich auch mal 5kg Gepäck nach Hause geschickt, weil es einfach zu viel war. Zum Ende der Reise hätte ich allerdings noch viel mehr Gepäck mitnehmen können, weil ich wirklich von Tag zu Tag fitter geworden bin.
Was hast du denn nach Hause geschickt, was braucht man also nicht?
Ein Schloss brauchte ich nicht. Ich konnte das Rad überall unangeschlossen stehen lassen, kein Problem. Eine Trinkblase hatte ich mitgenommen, brauchte ich aber auch nicht. Es gibt immer genug Wasser auf dem Weg, sodass ich meine Trinkflaschen immer auffüllen konnte. Meine Straßenklamotten habe ich irgendwann nach Hause geschickt, aber in der letzten Woche in Reykjavik dann doch wieder vermisst denn irgendwann konnte ich meine Funktionsklamotten auch nicht mehr sehen 😉 Ein Kissen hatte ich noch dabei, welches ich nicht brauchte, Befestigungen für meine GoPro… Viel Kleinkram aber so kommen schnell 4-5kg zusammen!
Wie war es mit Elektronik generell, was hattest du mit und wie bist du damit umgegangen?
Smartphone und GoPro waren ständig dabei. Zum Aufladen hatte ich eine Powerbank dabei. Eine relativ starke, an die man zwei Geräte anschließen kann. Wo immer es Strom hab, habe ich diese dann aufgeladen und unterwegs dazu genutzt meine Geräte zu versorgen. Neben meinem Handy hatte ich sogar noch ein iPad dabei, musste also schon immer mal wieder laden.
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Hast du vor Ort eine SIM Karte gekauft?
Ich habe einen Vertrag in dem Internet im Ausland mit dabei ist, dafür zahle ich ein paar Euro mehr im Monat.
Anmerkung Marc: Ab Juni 2017 entfallen Roaming Gebühren, sodass du dein Datenvolumen aus Deutschland ohne Extrakosten in Island nutzen kannst. Du brauchst also nicht mehr zwingend eine lokale SIM Karte in Island zu kaufen.
Was war deine Lieblingsregion in Island?
Das kann ich so genau gar nicht sagen, da jede Region anders ist. Ich habe mich allerdings lange auf der Halbinsel aufgehalten und fand es sehr schön dort. Am schönsten war es immer dort, wo nicht so viele Menschen sind. Gerade der Süden war in der Hinsicht sehr herausfordernd.
Am Anfang war geplant einmal die Ringstraße entlang zu fahren aber diesen Plan habe ich schon am ersten Tag verworfen. Wenn du querfeldein fährst, wirst du für deine Mühen nämlich wirklich belohnt und entdeckst schöne Orte! Mein Highlight war, dass ich so viel zwischen den Hotspots gefunden habe. Diese habe ich gar nicht mehr gezielt angesteuert, weil ich sie ja auch schonmal gesehen hatte.
Wie war das mit dem Tourismus für dich?
Besonders gemerkt habe ich es bei den bekannteren Sehenswürdigkeiten in Island an der Gletscherlagune, das war schon verrückt. Da parkten jetzt auf einmal Autos in mehreren Reihen und es gab auch nicht nur einen Bootsanbieter sondern gleich mehrere. Ich war zur EM dort und Island hatte da ja nochmal einen speziellen Hype bekommen.
Ich fand es spannend, so als Radtourist, sich Gedanken zu machen. Ohne das bewerten zu wollen, haben mich die Busreisenden irgendwann irritiert. Denn diese werden vor Ort quasi ausgespuckt, machen das beste Foto und steigen wieder ein. Das bedeutet natürlich wiederum nicht, dass ich selbst nicht Tourist bin und Teil des Ganzen. So fängt man dann natürlich an, sich damit innerlich auseinanderzusetzen.
Ich bin oft einfach geflüchtet. Zum Beispiel am Wasserfall Godafoss, wo ich recht spät am Abend mein Lager aufschlug, aber auch ganz früh am Morgen schon wieder weiterfuhr noch bevor die ersten Busse ankamen. Wenn du dort zeltest ist es einfach wunderschön, sehr idyllisch und ruhig. Gerade deshalb war ich sehr überrascht, als am nächsen Morgen die Busse ankamen und Menschenmassen sich über das Gebiet verteilten. Das war verrückt.
In der Blauen Lagune war ich zum Beispiel noch nie. Zwei mal war ich schon in Myvatn und natürlich auch anderen heißen Quellen in Island aber dort eben noch nicht. Ich habe gehört, dass man dort mittlerweile vorher reservieren muss und die Preise sehr hoch sein sollen, dazu dann noch so viele Menschen. Ich stell‘ mir das furchtbar vor.
Favorites! Was ist dein Lieblings…
Restaurant
*lacht*
Laundromat in Reykjavik! Weil ich mir dort am Ende der Reise zwei große Bier und einen Veggie-Burger und eine große Portion Pommes gegönnt habe!
Woanders bin ich nie eingekehrt, auf der Reise habe ich mir sehr spartanisch ernährt.
Bar / Café
Ich weiß nicht mehr wie der Laden hieß: Es gab dort ganz viele Flintstones Figuren und wir mussten unsere Getränke für die Dachterasse in Kakao-Becher umfüllen.
Supermarkt / convencience store
Man nimmt, was man kriegen kann! Da bin ich nicht wählerisch und leidenschaftslos. Bei Olis (Tankstelle) gibt es meist alles.
Yay or nay!
Wildcamping: Nay, musste ich einfach nicht und ich hatte auch immer Lust auf eine Dusche. Campingplätze habe ich über die Cycling Map gefunden, dazu später mehr.
Campervans: Finde ich gut, wäre was für mich, Island mit Campervan zu erkunden!
Walfleisch, Gammelhai und -Rochen: Da ich Vegetarierin bin: Nay!
Skyr: Yay! Gut!
Was ist ein Geheimtipp für’s Camping in Island?
Die Cycling Map für Island, für die ich überall gerne Werbung mache weil sie auch für nicht-Radfahrer einfach wunderbar ist! Auf der Karte sind so viele Infos: Größe des Campingplatz, zu erwartender Verkehr auf den Straßen in Island und so weiter.
Die Karte kannst du gegen eine Schutzgebühr vorbestellen, sie liegt aber wohl auch am Flughafen aus.
Viele Campingplätze sind gut ausgestattet, mit Duschen, Küchen und kleinen Shops in denen man einkaufen kann.
Was ist dein Geheimtipp zum Geld sparen in Island?
Mit dem Fahrrad herumfahren, das spart den Mietwagen!
Ganz ehrlich: Ich habe anfangs noch ein wenig Buchhaltung gemacht, das aber irgendwann verworfen und mich darauf eingerichtet die Kreditkartenabrechnung mit Würde zu tragen. Was ein Urlaub in Island kostet kann man ja hier gut nachlesen.
Ich habe nie draußen gegessen, das spart auch einiges. Ich glaube das sind die zwei teuersten Punkte auf einer Islandreise.
Ich war auch nur einmal in einem Hotel, sonst eben immer auf Campingplätzen. Die gehen so bei 7€ los und sind entsprechend gut bezahlbar.
Gänsehautmoment: Welcher Moment blieb dir in Erinnerung?
Ganz viele!
Einer ganz besonders: Am Skogafoss, wo man ja heute auch campen darf. Da habe ich Bilder von auf denen du siehst, wie alle gebannt auf diesen Wasserfall starren und nur ganz wenig Gespräche. Also, obwohl so viele Menschen dort waren war es eben eine wirklich tolle Atmosphäre.
Das Ankommen in Reykjavik am Ende war auch so ein Moment.
Schlechte Erlebnisse: Hat Island auch negative Seiten?
Ne. Ich bin an verschiedenen Stellen sogar nochmal positiv überrascht worden: Niemand war doof zu mir, alle waren nett und hilfreich.
Manche Dinge kann man eben nicht beeinflussen: Das Wetter zum Beispiel. Dazu sage ich in meinen Vorträgen aber auch viel. Island ist eben so, darauf muss man sich einstellen.
Ich hatte auch keine einzige Panne auf der ganzen Tour, alle Ersatzteile die ich dabei hatte habe ich genau so wie ich sie eingepackt hatte wieder mit nach Hause genommen.
Anmerkung Marc: Wow! Glück gehabt! Ich hatte auf meiner einwöchigen Schottlandreise mit dem Fahrrad drei platte Reifen und hier im Westerwald wo ich 2-3 mal die Woche mit dem Mountainbike fahre habe ich so 1-2 mal im Monat einen Platten: Ersatzschläuche und Flicksets sind ein must-have!
Wie sieht es mit dem Tourismus in Island aus, was kommt in den kommenden Jahren auf das Land zu?
Puh. Ich finde es schwierig das einzuschätzen, wie gut oder schlecht der Tourismus für das Land ist und wie gut die Isländer das im Griff haben.
Mir ist bewusst geworden, dass ich natürlich ein Teil davon bin. Vor allem wenn ich jetzt so davon berichte.
Ich habe mit einer Isländerin länger dazu gesprochen und sie meinte, dass sie einfach sehr stolz sind auf ihr Land und es auch gerne mit anderen Teilen. Island sei ein kleines Land und es sei ja schön wenn sich die Leute trotzdem für einen interessieren.
Ich saß in einem Café neben einem Pärchen das mit einem der Touristenbusse angereist war und die sagten zueinander:“Siehste mal, uns wurde Island mit Einsamkeit und so versprochen“ und dachte mir: Naja, wir sind aber auch alle Teil davon und Grund dafür, dass wir hier eben nicht einsam sitzen.
Ich habe neulich auch gelesen, dass sich die Winter- und Sommermonate fast nicht mehr unterscheiden.
Anmerkung Marc: Das kann ich bestätigen. Im Winter 2015 war für uns Guides beim Tauchen in Island zum ersten Mal kein Unterschied zwischen der Hauptsaison und der Nebensaison zu spüren. Der nachfolgende Sommer 2015 war dann für viele nicht mehr zu fassen.
Fazit: Fahrrad fahren und Camping in Island
Danke für das Interview Tanja!
Ich selbst war mal eine Woche in Schottland Fahrrad fahren und kann Tanjas Begeisterung sehr gut verstehen. Island ist sicherlich nochmal eine ganze Ecke fordernder vor allem im Bezug auf das Wetter, aber auch Straßenverhältnisse und sonstige Rahmenbedingungen.
Gute Vorbereitung ist sicher wichtig, aber wie Tanja schon sagt hängt es am Ende besonders davon ab ob man das Land schon kennt und weiß worauf man sich einlässt.
Wenn du Fragen zu Tanjas Reise hast, schreib diese einfach in die Kommentare.
Hier kannst du den Vortrag von Tanja beim Travelslam in Köln sehen:
Viel Spaß in Island!
Hi Tanja!
Ich möchte in den kommenden Monaten auch mit dem Fahrrad auf der Ringstraße entlang fahren. Mich würde interessieren, welche Kleidung du getragen hast? Hast du Geheimtipps? Ich weiß nicht, was und wie viel ich mitnehmen sollte..
Mit liebem Gruß
Eva
Ich weiß nicht ob Tanja hier mitliest, daher am besten mal bei Facebook probieren:
https://www.facebook.com/dieextrameile/
[…] Tanja Ney (Fahrrad) […]
[…] weitere Geheimtipps wären: Im Sommer kann man auch mit den Fahrrad durch Island reisen. Das ist zwar kein Zuckerschlecken, aber man ist sehr flexibel und günstiger geht es kaum. Wer […]
[…] Tanja Ney ist im Sommer 2016 mit dem Fahrrad einmal run um Island gefahren und hat dabei einiges erlebt. Ich hamche mich mit ihr über das Rad Fahren, Camping und Island im Allgemeinen unterhalten. Interessante Einblicke gibt es hier im Interview mit Tanja Ney. […]