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The Wilderness Center – Abgeschiedene Natur in Islands Osten

Auf dem Öxi-Pass liegt zuerst wenig, dann immer mehr Schnee. Kein Vergleich zur trockenen Ringstraße im Süden Islands. Ich fahre langsam und vorsichtig über die Eisplatten und hoffe, dass aus der Schotterpiste bald wieder eine Fahrbahn wird. An die Gemächlichkeit kann ich mich hier aber schonmal gut gewöhnen, denn ich bin auf dem Weg zum Wilderness Center, direkt zwischen den Ostfjorden und dem Vatnajökull Nationalpark…

 

 

Die Geschichte von Arna & Denni, den Betreibern des Wilderness Center

Denni war früher Filmemacher und hat für große Konzerne Werbefilme gedreht. Wir unterhalten uns kurz über Berlin, wo er oft gearbeitet hat. Schon immer hat er im Sommer die Monate blockiert und keine Aufträge angenommen, um diese Zeit in seiner Heimat verbringen zu können. In den Sommermonaten hat selbst der verlassene Osten ausreichend Zulauf von Touristen, dass man hier etwas machen kann.

Der Vatnajökull Nationalpark ist nur einige Kilometer entfernt und von hier aus kann man Wanderungen, Ausritte und Ausflüge in die Region unternehmen. Abgelegner geht es kaum noch, denn das Wilderness Center liegt mitten im Nirgendwo, zwischen zwei Bergrücken in einem langgezogenen Tal. Ein kleiner Fluss schlängelt sich durch die Felsen und mehr als eine Straße, wenige Häuser und ein paar Pferde sowie Schafe gibt es hier nicht. Ich bin sogar ein wenig überrascht, dass es Strom und sogar Internet gibt.

Doch Denni hat hier ein wahres Juwel geschaffen: Angefangen hat alles mit einem Museum und einer verlassenen Farm, die er zu einem Gästehaus umgebaut hat. In liebevoller Arbeit wurde hier über die Zeit eine Art Erlebenispark der schönsten Sorte erbaut: Natürlich, nachhaltig und authentisch. Ich bin zutiefst beeindruckt von der Hingabe die in dem Projekt steckt!

 

Was gibt es rund um das Wilderness Center zu sehen?

Vom Haus aus kann man eine kleine Wanderung in Richtung Süden unternehmen: Nach etwa 45 Minuten kommt man zu einem verlassenen kleinen Farmgebäude, in welchem jedoch noch Möbel sehen. Ein bizarrer kleiner Ort, ein lost place. Gegenüber erstrecken sich zwei Stahlseile von der einen Kante der Schlucht zur anderen. Zwischen beiden ist ein großer, hölzener Korb eingebunden. Eine Kiste ohne Deckel in die man einsteigen und sich über den Fluss ziehen kann. Hier ist Muskelkraft gefragt, denn obwohl hier auch eine kleine Stromleitung zum anderen Ufer geführt wird, ist das Cable car noch handbetrieben.

 

Die Seilbahn am Wilderness Center führt über einen kleinen Fluss zu einer verlassenen Farm

 

Auf der anderen Seite gibt es dann ebenfalls verlassene Farmgebäude, doch hier gibt es auch noch ein kleines, bewohnbares Häuschen. Danach kommt dann aber wirklich nichts mehr, bis zum Nationalpark.

Denni hat in den Bergen heißes Wasser gefunden. Also, kochend heißes Wasser. Und was machen Isländer wenn sie heißes Wasser finden? Na klar: Hotpot bauen!
Das Projekt Hotpot steht zwar gerade erst in den Startlöchern doch schon in wenigen Wochen sollen die Besucher des Wilderness Center in ihrem eigenen kleinen Hotpot sitzen können während sie die Sterne aus dem Tal heraus betrachten.

Apropos Sterne: Eine kleine Sternwarte gibt es auch noch. Ja, kein Scherz: Denni hat das Dach einer alten Scheune so umgebaut, dass man es bei Bedarf zur Seite schieben und den wunderschönen Sternenhimmel bestaunen kann. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus als Denni mir daovn erzählt und vereinbare natürlich sofort einen Termin zur Besichtigung.

 

Nordlichter über der Sternwarte des Wilderness Center im Osten Islands

 

Nur ein paar Kilometer entfernt befinden sich die Wasserfälle Hengifoss und Litlanesfoss. Beide sind über einen gut ausgebauten Wanderweg erreichbar. Im Winter sollte man gutes Schuhwerk mitbringen, da der Weg schonmal matschig sein kann. Zum Litlanesfoss ist man gute 45min unterwegs und zum Hengifoss noch einmal eine knappe Stunde. Es geht recht stramm bergauf, aber wenn man langsam macht ist es kein Problem. Beide Wasserfälle zeichnen sich vor allem durch ihre Basaltformationen aus, die man auch am südlichen Ende des Vatnajökull Nationalparks beim Wasserfall Svartifoss bestaunen kann.

 

Aussicht vom Weg zum Hengifoss, nur ein paar Auto-Minuten entfernt vom Wilderness Center in Islands Osten

 

Was kann ich im Wilderness Center erleben?

In der Gegend kann man vor allem in der Natur unterwegs sein, zum Beispiel zu Fuß beim Wandern, mit dem Mountainbike oder auch mit dem Pferd. An dem kleinen Fluss der sich durch das Tal schlängelt kann man Angeln.

Wer kulturell interessiert ist sollte einen Blick in das Museum werfen, welches Teil des Gesamtpaket ist und direkt neben der Unterkunft liegt. Hier kann man etwas über das Leben in den Zeiten der ersten Siedler und späteren Generationen lernen.

Zur Übernachtung stehen mehrere Unterkünfte bereit, vom Dorm room bis zur Landowners suite sind alle Räumlichkeiten so original wie möglich hergerichtet. Die Übernachtung wird zum Teil des Gesamterlebnis.

In den Sommermonaten gibt es Frühstück, Mittag- und Abendessen durchgängig und im Winter auf Anfrage. Die Zutaten kommen, wie man sich schon denken kann, aus lokalem Anbau: Fisch, Gemüse, Kuchen und Milchprodukte kommen von der Farm nebenan. Denni stand bei meinem Besuch selbst am Herd und hat gezaubert.

 

 

Wann kann ich zum Wilderness Center reisen?

Das Wilderness Center ist ganzjährig geöffnet und durch die Lage im Tal, ist es auch im Winter gut zu erreichen. Hier liegt selten Schnee und die Wege werden gut geräumt.

Im Sommer ist hier mehr los, daher lohnt es sich auch die Nebensaison in’s Auge zu fassen, also zum Beispiel in den Übergangszeiten oder eben auch im Winter her zu kommen.

Aktivitäten können ebenfalls zu allen Jahreszeiten unternommen werden, weder das Wandern, noch das Reiten sind auf den Sommer beschränkt. Denni kennt sich perfekt im Vatnajökull Nationalpark aus, in dessen Umfeld man sich hier befindet.

 

Fazit: Das Wilderness Center

Für mich ein Highlight meiner Islandreise im April 2018: Das Wilderness Center im Osten Islands ist mal etwas ganz anderes, eine sehr willkommene Abwechslung zu den Hotels in Reykjavik und der Südküste. Hier kann man Island ganz ursprünglich, natürlich und nachhaltig erleben. Man ist nah an der Natur und das nicht nur bei den Ausflügen tagsüber sondern während des gesamten Aufenthalts. Auch wenn die meisten Betreiber von Hotels, Gästehäusern oder B&Bs in denen ich bisher übernachtete Isländer waren, hatte ich hier noch mehr das Gefühl mit Locals in Kontakt zu sein: Menschen die von hier kommen und sich hier etwas aufbauen möchten.

 

 

Werbung: Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit HeyIceland, mir wurden für den Aufenthalt besondere Kondiotionen bei der Reservierung gewährt. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.

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