Víðgelmir ist Islands größte Lava Höhle und erstreckt sich über mehr als 1500m unter einem Lavafeld in der Nähe von Reykholt, knappe 2 Autostunden von Reykjavík entfernt. Diese Höhle ist nicht nur wegen ihrer schieren Größe, sondern auch wegen ihrer spannenden Geschichte ein must-see wenn man auf der westlichen Seite von Island unterwegs ist. Sie bietet sich besonders als Abstecher vor oder nach einer Reise auf die Halbinsel Snæfellsnes an, von hier ist es nämlich nur ein kleiner Abstecher.
Vohang auf für Víðgelmir…
Die Geschichte der Víðgelmir Höhle
Die Geschichte von Víðgelmir beginnt ca. im Jahr 900, also zur Zeit der Besiedlung Islands. In dieser Zeit bildete sich das Lavafeld Hallmundarhraun, welches heute über 50km lang und gute 7km breit ist. Die Krater aus denen die Lava damals floss liegen unter dem Langjökull Gletscher, Islands zweitgrößtem Gletscher der außerdem auch die Wasserquelle für die Silfra Spalte ist.
Bei einem Vulkanausbruch denken die meisten wohl an einen Berg der heiße Lava ausspuckt: Nicht so bei der Entstehung des Hallmundarhraun. Hier handelt es sich um eine Spalteneruption die sich vermutlich über mehrere Jahre hinzog. Dabei reißt eine Spalte im Boden, oft am Rande eines Vulkan auf und die flüssige Lava tritt zu Tage.
Lange Zeit war die Höhle in Vergessenheit geraten, denn durch die eisigen Temperaturen hatte sich ein natürlicher Verschluss am Eingang gebildet: Ein riesiger Eisstopfen versperrte den großen Eingangsbereich jahrzehntelang. Eines Tages entschied man sich jedoch, die Höhle wieder zu öffnen und bohrte einen Tunnel durch das Eis. In den Jahren danach erforschte man die Höhle Schritt für Schritt und fand nicht nur heraus wie große diese ist sondern auch, dass hier sogar Menschen lebten. Nur etwa 100 Jahre nach ihrer Entstehung scheint die Höhle ein zu Hause für einen oder eine Isländer(in) gewesen zu sein, denn auf einem Felsvorsprung fand man Knochen, Werkzeug und einen Lederbeutel aus dieser Zeit. Die Höhle war damals vermutlich selbst im Winter relativ warm, weil sich das Gestein nur sehr langsam über Jahrzehnte hinweg abkühlt. Ein Effekt den man übrigens auch heute noch auf dem Vulkan Eldfell auf den Vestmannaeyjar fühlen kann: Wer am Kraterrand die Hand etwas in den Boden gräbt, spürt die Wärme des Bodens sehr gut.
Nachdem die Höhle wieder geöffnet war, musste man an manchen Tagen feststellen das Höhlenfans und -Forscher aus aller Welt Rucksackweise Gesteinsproben und Ähnliches aus der Höhle “exportierten”, weshalb man sich entschloss den Zugang nur noch unter Aufsicht zu gewähren. Heute bietet der Besitzer des Landes, Hörður Ólafsson, Touren in die Höhle an. Eine 2 stündige Tour bringt dich etwa 600m tief in die Höhle und du bekommst einen sehr guten Überblick über die Innereien eines Lava Tunnels, seiner Gesteine und Besonderheiten. Wessen Entdeckergeist mehr will, kann eine individuelle Tour buchen die einen in knapp 4 Stunden tief in die Höhle, bis an’s Ende des über 1,5km langen Tunnel bringt.
In der Höhle sind es meist um die 0°C, da es windstill ist kommt es einem aber gar nicht so kalt vor. Handschuhe und Mütze sind trotzdem eine gute Idee. Die Betreiber stellen Helme und Lampen zur Verfügung. Wer Fotos machen will muss ein Stativ und etwas Zeit mitnehmen: Hier sind nur Langzeitbelichtungen sinnvoll und entsprechend braucht man auch die Rücksicht der anderen Gruppenteilnehmer.
Die Geologie der Víðgelmir Lavahöhle
Auf der Tour bekommt man eine Übersicht der verschiedenen Lavaformen, Ausprägungen dieser in der Höhle und Besonderheiten der Geologie an diesem Ort im Generellen.
Grundsätzlich formen sich Lavahöhlen wie diese aufgrund der Tatsache, dass der Fluss der Lava irgendwann zum Erliegen kommt. Unter bestimmten Umständen bildet sich dann eben ein solcher Tunnel und die Lava fließt irgendwann an seinem Ende ab.
Es gibt drei Haupt-Arten von Lava: Pahoehoe, ʻAʻā und Kissenlava. Diese Begriffe stammen aus dem Hawaianischen. Pahoehoe ist langsam fließende Lava und man erkennt sie später an den Wellenförmigen Zeichnungen im Gestein. ʻAʻā Lava fließt sehr schnell und kühlt dabei ebenso schnell ab. Kleine Brocken werden dann oft über weiter Wege mitgeschleift und formen die kantigen kleinen Steine die man oft sieht.
Lavahöhlen entstehen vor allem im Umfeld von Pahoehoe und so ist davon auszugehen, dass unter den Lavafeldern im Umfeld vom Hallmundarhraun noch weitere Höhlen versteckt liegen. Man hat bereits Hinweise auf weitere große Kammern gefunden, geöffnet werden diese jedoch nicht. Man vertraut hier ganz auf Mutter Natur und drückt bei jedem Erdbeben in der Region die Daumen, dass ein Zugang geöffnet wird.
In Lava Höhlen wie Víðgelmir kann man dann verschiedene spannende Steinformationen und Geologische Besonderheiten entdecken. Lava Nadeln formen sich zum Beispiel durch heruntertropfende Lava und sind erstaunlicherweise oft hohl. Wie Stalagtiten, die in Sandsteinhöhlen von der Decke nach unten wachsen, hängen die Lavanadeln von den Decken dieser Höhle. Sie wachsen nicht mehr und sind in genau der Länge und Form erhalten, wie sie einige Tage nach dem Ende des Lavafluss in der Höhle erkalteten. Also über 1000 Jahre in diesem Fall.
Am Boden findet sich oft der Gegen-Part mit dem passenden Namen Lava Poo (Lava-Häufchen). Hierbei handelt es sich um die Lava welche von der Decke hinunter tropf und auf dem Boden erkaltet. Dabei bilden sich oft kleine Häufchen, die wie eine Kerze aussehen die über längere Zeit zusammengeschmolzen wurde.
Mehr Infos gibt es dann bei der Tour zur Lava Höhle Víðgelmir.
(Tour buchen)
Die Touren zu und in Víðgelmir
Víðgelmir liegt knappe 2 Auto-Stunden nördlich von Reykjavík und eignet sich daher absolut als Tagesausflug. Besonders weil es auf dem Weg noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten gibt, die man vor oder nach der Tour durch die Höhle anschauen kann.
Die Tour selbst dauert knapp 2 Stunden und ist für Jedermann gut zu machen, auch Kinder können an der Tour teilnehmen. Für Rollstuhlfahrer ist diese Tour ebenfalls machbar. In der Höhle wurde zum Schutz des Gesteins bzw. der Pfade eine Holzkonstruktion errichtet auf welcher man ca. 500m in die Tiefen der Röhre hinabsteigen kann. Nach einer kurzen, etwas engeren Passage ist der Rest der Höhle riesengroß, sodass Platzangst kein Thema sein sollte.
Wem das nicht reicht kann eine individuelle Tour in die Höhle buchen: Diese endet dann nicht mit dem Hölzern ausgebauten Pfad sondern geht dort erst richtig los. Weitere fast 1000m führt der Weg dann über Steine und Geröll in die Tiefen der Isländischen Unterwelt. Hier gibt es nur noch deine Stirnlampe und keine weiteren Beleuchtungen oder sonstige Bauten. Diese Tour finde ich besonders bei kleinen Gruppen absolut empfehlenswert.
Mehr Infos gibt es dann bei der Tour in Islands größter Lava Höhle Víðgelmir.
(Tour hier buchen)
Fazit zur Víðgelmir Lavahöhle
Nachdem ich schon zwei weitere Lava Höhlen in Island gesehen habe, war Víðgelmir für mich ein weiteres großes Highlight. Als größte ihrer Art ist Víðgelmir wirklich sehr beeindruckend und kann mit den meisten Anderen in Island wohl nicht wirklich verglichen werden. Die Schiere Größe und auch die gut aufbereitete Tour sowie die weit reichende Geschichte machen Víðgelmir zu etwas Besonderem und ich kann die Tour wirklich sehr empfehlen.
Ich selbst habe sie als Teil meiner West-Island Reise gemacht, also in meinem Fall auf dem Rückweg von Snæfellsnes über Reykholt nach Reykjavík. Ich habe dabei eine Übernachtung im Fosshotel Reykholt eingelegt, habe das Geothermalgebiet Deildartunguhver besucht und mir auch das neue Spa Krauma angeschaut. Ich war selbst nicht dort, habe es aber fest auf der Todo Liste für meinen nächsten Besuch der Region.
Viel Spaß in Island!